Im neuen Buch des Physikers, der an der Universität Bristol lehrt, geht es um bizarre Ideen aus der Wissenschaftsgeschichte, die oft den Spott der Zunft ernteten. Doch vieles scheinbar Verrückte brachte die Wissenschaft erst auf die Sprünge: etwa die Experimente des Physiologen Luigi Galvani, der Froschbeine mit Stromimpulsen zum Tanzen brachte und dabei die Bedeutung der Elektrizität in Nervenzellen entdeckte. Und Benjamin Franklins Abenteuer beim Drachensteigen im Gewitter trugen entscheidend zur Entwicklung von Blitzableitern bei.
Auch die Idee des amerikanischen Arztes Duncan Mac Dougall, Sterbende zu wiegen, um das Gewicht der Seele zu bemessen, sollte eine alte umstrittene Frage der Wissenschaft nach der Substanz der Seele beantworten. Schon Leonardo da Vinci hatte auf der Suche nach der Seele die Gehirne Verstorbener seziert.
Fisher macht wissenschaftliche Theorien auch für Laien lebendig, indem er beschreibt, wie sich das Denken der Forscher im Zuge Hunderter Experimente veränderte. Dabei gab es natürlich immer wieder Fehlschläge. Doch Fisher berichtet nicht nur von spektakulären Irrtümern anderer, sondern auch von Pannen aus dem eigenen Denklabor. Einen wirklich guten Forscher zeichne eben auch eine Portion Verrücktheit aus, lautet sein Credo.
Fisher ist inzwischen ein gefragter Gast in den Medien nicht zuletzt wegen seiner skurrilen Forschungsprojekte, etwa der Untersuchung der optimalen Eintunkzeit von Keksen, für die er den satirischen Ig-Nobel-Preis erhielt. Seine Fähigkeit, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, gepaart mit einer überbordenden Experimentier- und Erzähllust sind das Erfolgsrezept für sein überaus lesenswertes Buch.
Eva Tenzer