Devlin erzählt auch von brasilianischen Markthändlern, die an ihrem Stand spielend berechnen können, was vier Kokosnüsse à 35 Cruzeiros kosten und wie viel Wechselgeld sie zurückgeben müssen. Stellten Forscher ihnen jedoch entsprechende theoretische Aufgaben, scheiterten sie. Ähnliches gilt für Supermarktkunden, die intuitiv den Preisvergleich von verschieden großen Packungen beherrschen, aber an vergleichbaren abstrakten Problemen verzweifeln.
Im Tierreich hat Devlin ebenfalls Rechenkünstler entdeckt etwa Katzen, die sich in der Luft drehen, um auf den Füßen zu landen. Die dazu nötigen Bewegungen lassen sich als Ergebnisse (unbewusster) komplizierter Berechnungen interpretieren. Oder Langusten und tunesische Wüstenameisen: Beide sind Meister der Orientierung und Navigation und damit der Trigonometrie. Für die Pisa-Diskussion liefert das unterhaltsame Buch wichtige Grundlagen. Bleibt nur die Frage, wie sich der „Mathe-Instinkt“ bei Schülern herauskitzeln lässt.
Wolfgang Blum