Über die Wahrscheinlichkeitsrechnung wurde selten so kompetent und unterhaltsam geschrieben wie hier. Einige Kapitel des Büchleins sollte man glatt als Pflichtlektüre an Schulen einführen. Etwa wenn die Autoren, Hans-Hermann Dubben und Hans-Peter Beck-Bornholdt, über fatale Fehlschlüsse berichten, die nur durch mathematische Unkenntnis entstanden sind. So wird die Engländerin Sally Clark wegen doppelten Mordes verurteilt. Sie hatte binnen 14 Monaten zwei Babys durch plötzlichen Kindstod verloren. Der wissenschaftliche Sachverständige rechnete vor Gericht vor, die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Familie aus purer Laune des Schicksals in so kurzer Zeit zwei Fälle von plötzlichem Kindstod auftreten würden, betrage 1 zu 73 Millionen. Daraufhin musste Mrs. Clark ins Gefängnis. Dubben und Beck-Bornholdt nehmen das Gutachten auseinander. Übrigens: Im April 2003 sprach auch das englische Gericht die unglückliche Mutter frei.
Weitere haarsträubende Beispiele für den fahrlässigen Umgang mit Zahlen stammen aus der Medizin. Schließlich arbeiten die beiden Autoren als Physiker am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Genüsslich zerlegen sie scheinbar einleuchtende Statistiken zu Magnesium-Mangel, Strahlentherapie, BSE und genetischen Vaterschaftstests.
In anderen Kapiteln des Buches laden sie den Leser zum Mitdenken und Knobeln ein. So verraten sie, mit welchen Tricks bei demokratischen Wahlen die Minderheit auf ganzer Linie gewinnen kann.
Wolfgang Blum