Der Psychiatrieprofessor Ulrich Hegerl und der Psychologe David Althaus bürgen als engagierte Mitglieder vom “Nürnberger Bündnis gegen Depression” nicht nur für Sachkompetenz, sondern auch für Lebensnähe. Sie reden die mangelhafte Behandlung der meisten Kranken nicht schön. Und sie bieten anschauliche Protokolle beispielhafter Therapien. Sehr anrührend ist das Kapitel über Suizid.
Gelegentlich geht allerdings der akademische Elefant mit den Experten durch (“Diese beiden Beschreibungsbereiche befinden sich auf unterschiedlichen logischen Ebenen.”) Und die Kapitel von Holger Reiners sind auf jeden Fall Geschmackssache. Er berichtet als Betroffener über seine Erfahrungen und räsoniert dabei auch über “Depression und Kunst”. Aber: Eine Krankheit zu erleiden, befähigt nicht automatisch dazu, ihre Schrecken anderen nahe zu bringen.
Jochen Paulus