Bas Haring, der mit seinem preisgekrönten Buch „Warum ist der Eisbär weiß?“ Kindern die Evolution erklärt hat, erzählt in seinem neuen Buch sehr anschaulich, wie Zufall und Selektion scheinbar zielgerichtet sinnvolle Ergebnisse produzieren. Am Beispiel eines Bildschirmschoners, auf dem Beutefische von Haien gejagt werden, zeigt er, wie das funktioniert: Überlebt ein Beutefisch, dann wird sein Programm teilweise kopiert, verändert und in die nächste Generation hinüber gerettet. Lässt er sich gleich fressen, geht sein Code eben nicht in die nächste Runde. So entwickelt sich wie von selbst eine lebendig wirkende Unterwasserwelt, in der es den Anschein hat, als hätten die Beutefische Angst vor den Haien und wollten fliehen.
Haring baut in Gedanken Roboterpopulationen, die nach Strom und Ersatzteilen streben und sich so verhalten, als fürchteten sie zu sterben. Eine Wissenschaftlerin vom Mars dürfte kaum einen Unterschied wahrnehmen zwischen dem „Wollen“ der Maschinen und dem „Wollen“ der Menschen, ist Haring überzeugt. Damit sind ein paar Grundzüge der aktuellen Debatte über künstliche Intelligenz gestreift. „Bauplan für eine Seele“ heißt ein Buch, das der Kognitionspsychologe Dietrich Dörner schon vor einigen Jahren geschrieben hat, genauso locker, aber tiefgründiger. So gesehen beschreibt Harings Buch einen Minibauplan, kompakt und nett zu lesen. Eine entspannende Abendlektüre für Einsteiger!
Antonia Rötger