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Klimawandel schiebt den Strombedarf gen Süden

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Klimawandel schiebt den Strombedarf gen Süden
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Klimaanlagen sind Stromfresser. (Foto: Chet_W/iStock)
Wie wird sich der Klimawandel auf den Stromverbrauch in Europa auswirken? Einer Studie zufolge wird er sich wegen des wachsenden Kühlungsbedarfs vom Norden in den Süden verlagern. Außerdem könnte die jährliche Spitzenlast in Europa zukünftig statt im Winter im Sommer auftreten. Europas Energieversorgungsnetze müssen sich deshalb erheblichen Herausforderungen bei der Energieverteilung stellen, sagen die Forscher.

Die Prognose der Forscher um Leonie Wenz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) basiert maßgeblich auf einem charakteristischen Zusammenhang von Temperatur und Stromverbrauch: Die Tagessspitzenlast und der Gesamtverbrauch sind am kleinsten, wenn die maximale Tagestemperatur bei etwa 22 Grad Celsius liegt – bei höheren oder niedrigeren Temperaturen nehmen beide Werte zu. „Es ist bemerkenswert, wie ähnlich die Reaktion auf Temperaturveränderungen beim Elektrizitätsverbrauch quer durch Europa ausfällt“, sagt Wenz.

Knackpunkt 22 Grad Tageshöchstwert

Diese Gemeinsamkeit der europäischen Staaten nutzten die Forscher als Basis, um den künftigen Elektrizitätsbedarf im Klimawandel abzuschätzen. Als Muster für die Zukunft der kühlen Länder dienten den Forschern zudem die bekannten Effekte in denjenigen europäischen Regionen, in denen bereits heute schon sehr hohe Temperaturen auftreten. Insgesamt erfassten sie für ihre Studie die stündlichen Beobachtungsdaten zum Elektrizitätsverbrauch von 35 europäischen Ländern. Letztlich handelt es sich bei deren Verbund um das größte synchrone Elektrizitätsnetz der Welt. Die Daten zum Stromverbrauch verknüpften sie anschließend mit Klimaprognosen für Europa sowie mit Hintergrundinformationen aus früheren Studien über die Folgen von Hitze.

„Vieles weist mittlerweile darauf hin, dass Menschen gestresster, aggressiver und weniger produktiv sind, und Sterblichkeits- und Kriminalitätsraten ansteigen, wenn es heiß ist“, sagt Co-Autor Max Auffhammer von der University of California in Berkeley. „Von dieser Temperaturbelastung sind alle Bereiche betroffen, vom Wohnen bis zur Landwirtschaft und Industrie. Der wichtigste verfügbare Mechanismus zur Anpassung an hohe Außentemperaturen sind gekühlte Innenräume, was in den meisten Fällen viel Elektrizität erfordert“, erklärt der Wissenschaftler.

Steigender Druck auf die Elektrizitätsnetze

Den Forschern zufolge bedeutet dies: Der entsprechend steigende Bedarf für Klimaanlagen wird Druck auf die Elektrizitätsnetze ausüben, wenn es draußen heiß ist und Stromerzeugungs- und Übertragungsinfrastrukturen ohnehin schon belastet sind, sagen die Forscher. Aus der Studie geht zwar hervor, dass der Klimawandel unterm Strich nicht deutlich mehr und nicht weniger Elektrizitätsbedarf in Europa verursachen wird.Dafür kommt es  zu einem kritischen Effekt: Es wird zu einer räumlichen und zeitlichen Verlagerung kommen. Konkret wird sich der hohe Elektrizitätsbedarf von Ländern wie Schweden oder Norwegen zu Ländern wie Portugal oder Spanien verschieben und die jährliche Spitzenlast wird wohl vom Winter zum Sommer wechseln. „Die Menschen werden ihre Umgebung kühlen müssen, um ihre Produktivität aufrechterhalten zu können, sei es im Alltag oder bei der Arbeit“, sagt Co-Autor Anders Levermann von der Columbia University in New York.

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Wie die Forscher betonen, wird die Verlagerung des Verbrauchs erhebliche Maßnahmen erfordern, um die Stromversorgung zu gewährleisten: „Das wird sich spürbar auf die Übertragungsinfrastruktur, den Ausbau von Spitzenkapazitäten und die Anforderungen an Speicher auswirken. Schon der durch vergangene Treibhausgasemissionen bereits unvermeidbare Klimawandel wird uns vor große Herausforderungen stellen“, sagt Levermann. Abschließend hebt er erneut hervor, was so viele Klimaforscher immer wieder betonen: „Um die vermeidbaren Folgen des Klimawandels einzugrenzen, bleibt der einfachste Weg die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, also die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf deutlich unter zwei Grad Celsius“, so Levermann.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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