Der logistische Aufwand war beträchtlich: Hunderte Menschen zogen mit Elefanten, Kamelen und Pferden fünf Jahrzehnte lang durch Sümpfe, Dschungel und über Berge. Viele starben an Tropenkrankheiten, manche wurden von Tigern angefallen. Um freie Sicht auf Fixpunkte zu erhalten, ließen sie ganze Wälder fällen, massive Türme bauen und Dörfer niederreißen. Am Ende nahmen sie die Himalaya-Riesen ins Visier und stießen dabei auf den höchsten Berg der Welt. Sie nannten ihn nach einem der Leiter des Programms: George Everest.
Das Buch veranschaulicht die gewaltigen Anstrengungen, die damals ohne Auto, Telefon und Computer nötig waren. Autor John Keay hat sich zudem bemüht, die Charaktere der beiden Protagonisten lebendig zu machen. William Lambton, der das Projekt erdacht und während der ersten 20 Jahre geleitet hatte, soll ein ruhiger, genialer Wissenschaftler gewesen sein, der das Land liebte und mit den Einheimischen freundschaftlich verkehrte. Everst, sein Nachfolger, galt dagegen als cholerischer Dickschädel mit englischem Kolonialdünkel. Heute würde man sagen: als Rassist. So gesehen hat der Mount Everest den falschen Namen bekommen.
Klaus Jacob