Von dieser für ihn beglückend menschenlosen Welt, insbesondere der Chemie, handelt der Großteil von Sacks‘ Jugendgeschichte. Dabei ist er nicht Chemiker geworden, sondern einer der bekanntesten Neurologen. Berühmt wurde der Professor an zwei New Yorker Universitäten und Arzt in einem Hospital in den Bronx freilich als Autor kurioser wie sehr einfühlsam beschriebener Fallgeschichten über neurologische Patienten („Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“), Parkinson-Kranke („Zeit des Erwachens“) und Gehörlose („Stumme Stimmen“) siehe seine Website www.oliversacks.com/.
Schon früher hat Sacks Autobiografisches berichtet, insbesondere über seine Migräne und einen Unfall, nach dem er ein Bein nicht mehr als sein eigenes empfand. In seinem neuen Buch geht es dagegen um die Faszination, die Metalle und Edelgase auf ihn genauso ausüben wie das Periodensystem der Elemente, Spektren, Atommodelle und Radioaktivität. Leidenschaft, aber auch Melancholie stecken zwischen den Zeilen der 25 Kapitel. Dabei liest sich das Buch spannender als mancher Abenteuerroman und sprüht nur so von Anschaulichkeit. Zugleich kann der Leser die brisanten chemischen Experimente des kleinen Oliver miterleben, angesichts derer mancher heute erschrocken den Kopf schüttelt. Nicht jedoch Olivers titelgebender Onkel Dave alias „Wolfram“, der eine Fabrik besaß, in der Glühlampen mit feinen Wolframdrähten hergestellt wurden, und der ihm die Welt der Elemente erschloss.
„Nichts auf der Welt fühlt sich an wie gesintertes Wolfram“, pflegte er zu sagen, und: „Der Klang von Wolfram ist unvergleichlich“ genau so wie dieses Buch.
Rüdiger Vaas ist Redakteur bei bild der wissenschaft.