Margaret Wertheim, international anerkannte Wissenschaftsautorin will den virtuellen Zukunftsraum der Menschheit den Cyberspace durch eine Reise in die Vergangenheit erklären. Der Leser geht mit Dante zunächst auf allegorischen Wegen durch den Himmel, die Hölle und das Purgatorium, um die Sicht des Mittelalters zu begreifen. Er erlebt den Wandel der Vorstellung von Raum und Zeit in der Renaissance: wie zuerst die Kunst und dann die Wissenschaft den physikalischen Raum entdeckten und sich damit vom spirituellen Raum trennten. Wertheim wandert von den spätmittelalterlichen Fresken Giottos durch die Denkerstube Keplers und die Gedankenwelt Einsteins bis in die Gegenwart, in der der Cyberspace von vielen als neuer spiritueller Raum betrachtet wird.
Ihre Reise durch die Zeit mit Endziel Cyberspace teilt sich in zwei Teile von denen leider nur der erste gelungen ist: der historische Blick auf Zeit und Raum, der an Jostein Gaarders Sofies Welt erinnert. Diese ersten drei Viertel des Buches beeindrucken durch einen detaillierten, brillant erzählten Überblick über die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Leider wirkt der Rest des Buches konstruiert und verliert an Spannung, wenn es in den letzten Kapiteln um die Einordnung des Cyberspace geht.
Susanne Kruse