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Wie und warum verdrehen Eulen ihren Kopf?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Wie und warum verdrehen Eulen ihren Kopf?
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Was hat es mit diesem Kopfverdrehen auf sich? (chriszwaenepoel/iStock)
Der Kopf dreht und dreht sich immer weiter, bis in die entgegengesetzte Richtung und sogar noch darüber hinaus. Eulen sind für die spektakuläre Flexibilität ihres Halses bekannt. Doch welchem Zweck dient diese seltsame Fähigkeit und warum würgen sie sich selbst dabei nicht ab? Auf dieses Thema hat uns Senta F. aufmerksam gemacht – vielen Dank dafür.

Vogelexperte Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) kennt die Geheimnisse der nächtlichen Räuber und eine Studie von US-Forschern hat gezeigt, welche anatomischen Besonderheiten den Eulen ihre spektakulären Kopfdrehungen ermöglichen. „Ganz herumdrehen können Eulen ihren Kopf nicht, sie erreichen aber immerhin bis zu 270 Grad, also drei Viertel eines Kreises“, sagt Heiermann. Wenn eine Eule demnach ihren Kopf rechts herum dreht, kann sie am Ende nicht nur hinter sich blicken, sondern sogar noch bis auf ihre linke Seite.

„Eulen sind Lauerjäger“, sagt Heiermann. Um Beutetiere, wie beispielsweise Mäuse, nicht zu verschrecken, müssen die Jäger der Nacht leise und unauffällig sein, aber dennoch ein möglichst großes Areal überwachen. Deshalb sitzen sie regungslos da, nur der Kopf dreht sich sanft und lautlos, um ähnlich wie eine technische Überwachungseinheit die Umgebung zu scannen. „Außerdem muss der bewegliche Hals noch eine weitere charakteristische Eigenschaft der Eulen ausgleichen: ihren starren Blick“, ergänzt Heiermann. Die Vögel können nämlich die Augen selbst kaum bewegen. Deshalb kann allein die Kopfdrehung die Blickrichtung ändern.

Drehbare Überwachungseinhheit

„Blickrichtung ist das eine“, sagt Heiermann, „mindestens genauso wichtig ist aber die Hörrichtung“, betont er. Die Augen der Eulen sind zwar äußerst scharf und lichtempfindlich, bei extremer Dunkelheit müssen die Tiere sich aber auf ihr Gehör zur Ortung von Beutetieren verlassen. Die Hörorgane der Eulen besitzen zwar keine auffallend abstehenden Ohrmuscheln wie beim Menschen, aber dennoch etwas Ähnliches: den sogenannten Schleier, der von ringförmig angeordneten Federn um die Augen gebildet wird. Sie formen ebenfalls eine Art Schalltrichter, der Geräusche direkt zu den Öffnungen leitet.

Die Kombination von gerichtetem Blick und Gehör kann sowohl das feinste Zucken eines Mäuseschwänzchens als auch das leiseste Knuspern an einem Krümel präzise orten. Auch beim Jagdflug nutzt die Eule dann die enorme Beweglichkeit ihrer 14 Halswirbel: Sie kann mit ihrem Körper komplizierte Flugmanöver ausführen und dennoch den Kopf stets exakt auf die Beute ausrichten. „Die spektakuläre Flexibilität des Halses ist also ein grundlegendes Erfolgsgeheimnis der Eulen“, resümiert der Vogelexperte.

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Sicherheitssysteme gewährleisten die Blutversorgung

Doch wie ist das möglich – warum schnüren sich die Vögel nicht die Durchblutung ab? Dieser Frage sind Forscher um Philippe Gailloud von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore nachgegangen. Sie konnten zeigen: Die Blutgefäße im Genick der Eulen haben besonders viel Spiel bei der Drehung und zusätzlich sichern Blutreservoirs die Versorgung des Gehirns bei extremer Drehung. Die Wirbellöcher, durch welche eine der Halsschlagadern vom Körper der Eule in den Kopf führt, sind deutlich größer als das Blutgefäß selbst. Das lässt der Ader Raum für Bewegung, erklären die Forscher. Im Gegensatz dazu sitzen die menschlichen Arterien passgenau in den Wirbellöchern.

Zusätzlich besitzen Eulen noch spezielle „Sicherheitsarterien“ im Hals, die eine Notversorgung ermöglichen, wenn es tatsächlich mal klemmen sollte, berichten die Forscher. Außerdem entdeckten Gailloud und seine Kollegen bei Blutgefäßen im oberen Bereich des Halses Ausbuchtungen, die vermutlich zusätzlich als Blutreservoir bei einer extremen Verdrehung des Kopfes dienen. All diese Schutzsysteme fehlen dem Menschen, deshalb sind für uns extreme Verdrehungen des Kopfes, beispielsweise bei Unfällen, lebensgefährlich, sagt Gailloud.

Wenn Sie auch eine Frage für unsere Rubrik „Nachgefragt“ haben, schicken Sie uns einfach eine E-Mail an: fragen@wissenschaft.de

© wissenschaft.de – Martin Vieweg / dapd
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