Kaffeepflanzen sind anspruchsvoll: Um zu gedeihen, benötigen sie ein gleichmäßig warmes Klima ohne zu große Hitze oder Kälteperioden und reichlich Regen. Auch zu viel Sonne verträgt der Kaffee nicht, weshalb er besonders gut im Schatten größerer Bäume oder Hecken wächst. Günstige Anbaubedingungen herrschen heute vor allem in Mittelamerika und dem Norden Südamerikas, aber auch in einigen Regionen Asiens und in Äthiopien. Doch im Zuge des Klimawandels werden die Flächen mit günstigem Klima schrumpfen, wie bereits einige Studien nahelegten. So sagen Forscher für Äthiopien voraus, dass dort Ende dieses Jahrhunderts bis zu 60 Prozent der heutigen Anbauflächen für die Kultivierung der Bohne unbrauchbar werden. Weltweit prognostizieren Wissenschaftler eine Verkleinerung der geeigneten Kaffee-Anbauflächen um bis zu 50 Prozent. Pablo Imbach vom Internationalen Zentrum für tropische Landwirtschaft in Hanoi und seine Kollegen haben nun untersucht, wie die Zukunft für den Kaffeeanbau in Mittelamerika aussehen könnte – der größten Anbau- und Exportregion der Welt. Rund 80 Prozent des weltweit gehandelten Arabica-Kaffees stammt aus diesem Gebiet, wie die Forscher berichten.
Für ihre Studie haben die Forscher untersucht, wie sich Niederschlag und Temperatur in den Anbaugebieten Mittelamerikas bei gemäßigtem und bei weitgehend ungebremstem Klimawandel bis 2050 entwickeln werden. Darüber ermittelten sie dann, in welchen Gebieten künftig kein Kaffee mehr gedeihen wird, aber auch, wo sich möglicherweise neue Anbaumöglichkeiten ergeben könnten. Zusätzlich betrachteten die Wissenschaftler eine weitere, entscheidende Voraussetzung für den Kaffeeanbau: die Präsenz von bestäubenden Wildbienen. Studien zeigen, dass die Menge und Größe der Kaffeefrüchte umso mehr zunimmt, je mehr Wildbienenarten in einem Anbaugebiet vorhanden sind. „Wenn es Bienen in den Plantagen gibt, dann steigt die Produktivität und auch das Gewicht der Kaffeebeeren“, erklärt Imbach. „Dies ist die erste Studie, die den Einfluss des Klimawandels sowohl auf das Klima als auch auf die Bestäuber untersucht.“
Bis zu 88 Prozent weniger Anbauflächen
Die Studie ergab: Die Klimaerwärmung könnte den Kaffeeanbau in Mittelamerika empfindlich treffen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen bis 2050 je nach Klimaszenario um 73 bis 88 Prozent schrumpfen werden“, berichten die Forscher. „Das ist zwischen 46 und 76 Mal stärker als in globalen Prognosen geschätzt.“ Bei etwa der Hälfte der betroffenen Gebiete verstärkt ein Rückgang der Bestäuberbienen die negativen Klimaeffekte noch. Wie die Wissenschaftler ermittelten, gehen die geeigneten Anbauflächen besonders stark in Nicaragua, Honduras und Venezuela zurück, weil dort der meiste Kaffee im Flachland angebaut wird. Weniger stark könnte sich dagegen die Klimaerwärmung in den gebirgigeren Anbauregionen Mexikos, Guatemalas, Kolumbiens und Costa Ricas auswirken. Hier könnten die Plantagen zumindest teilweise noch in höhere und damit kühlere und regenreichere Lagen ausweichen, wie die Wissenschaftler ermittelten.
Doch trotz dieser vorwiegend schlechten Nachrichten gibt es noch Hoffnung für die Kaffeebauern Mittelamerikas. Denn die Studie ergab auch, dass es zumindest in einigen Regionen durchaus Maßnahmen gibt, mit denen man die negativen Auswirkungen des Klimawandels ausgleichen könnte. Eine der wichtigsten: Der Erhalt der Tropenwälder in unmittelbar Nachbarschaft der Kaffeeplantagen. „Die meisten der heute und auch in Zukunft noch geeigneten Anbaugebiete liegen weniger als 1.600 Meter vom nächsten Wald entfernt“, berichten Imbach und seine Kollegen. Der Grund: Der nahe Wald bietet bestäubenden Wildbienen einen Rückzugsraum und Nahrung für die Zeit, wenn der Kaffee nicht blüht. Dadurch kommen in Waldnähe mehr Bienenarten vor und das fördert das Gedeihen der Kaffeepflanzen und den Ertrag. In einigen Gebieten könnte eine gezielte Förderung der Bienenpopulationen dadurch sogar die Einbußen durch den Klimawandel wettmachen, wie die Forscher erklären. „Die gekoppelten Effekte des Klimawandels auf Kaffeewachstum und Bestäubung zu kennen, kann daher helfen, die Bewirtschaftungsmaßnahmen entsprechend zu optimieren“, konstatieren die Wissenschaftler.