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Dreischneidige Waffe gegen HIV

Gesundheit|Medizin

Dreischneidige Waffe gegen HIV
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Darstellung des "Drei-in-Eins" HIV-Antikörpers. Die blauen, violetten und grünen Segmente binden jeweils an eine andere kritische Stelle des Virus. (Credit: NIAID)
Raffinierte Medizin-Waffentechnik könnte nun endlich den langersehnten HIV-Impfstoff bringen: Forscher haben drei Antikörper zu einem Super-Antikörper vereinigt, der das HI-Virus an unterschiedlichen Stellen packt und somit breiter wirksam ist. Bei Versuchen an Affen konnte der sogenannte trispezifische Antikörper Infektionen effektiv verhindern. Bald sollen nun auch Tests am Menschen folgen.

Seit vielen Jahren tüfteln Forscher schon daran und immer wieder gab es Misserfolge: Einen Impfstoff beziehungsweise Antikörper gegen HIV herzustellen, ist vor allem deshalb so schwierig, weil es so viele unterschiedliche Formen des Erregers gibt und sie schnell Resistenzen ausbilden. Einzelne Antikörper können deshalb nicht alle Stämme erkennen und neutralisieren. Bei Antikörpern handelt es sich um Proteine, die vom Immunsystem als Reaktion auf bestimmte Substanzen, sogenannte Antigene, gebildet werden. Sie erkennen eine bestimmte Stelle des „Feindes“, heften sich an diese an und sorgen dadurch für seine Entsorgung durch das Immunsystem. Prinzipiell ist das auch beim HI-Virus der Fall. Doch die Antikörper sind bei diesem Erreger nicht effektiv genug und er kann sich im menschlichen Körper ausbreiten und schließlich zur Immunschwächeerkrankung AIDS führen.

Gebündelte Antikörperkraft

So entstand schließlich die Idee, Antikörper zu bündeln, um ihren Effekt zu steigern. Die Hoffnung dabei: Kombinationen von Antikörpern, die jeweils an eine bestimmte Stelle des HI-Virus binden, können die Abwehr des Erregers am besten überwinden, um eine wirksame Antikörper-basierte Behandlung und Prävention zu ermöglichen. Mit diesem Konzept hat ein Team aus Forschern unterschiedlicher Einrichtungen der USA und des in Paris ansässigen Pharmaunternehmens Sanofi nun offenbar einen Durchbruch erreicht.

Sie haben durch biotechnische Verfahren drei unterschiedliche Antikörper, die sie zuvor von Menschen mit HIV isoliert haben, zu einem „Drei-in-Eins“ HIV-Antikörper vereinigt. Bei den einzelnen Komponenten handelte es sich dabei bereits um vergleichsweise potente Antikörper, die jeweils viele Stämme des HI-Virus erkennen können. Gemeinsam bilden sie nun eine dreischneidige Superwaffe, die offenbar endlich kann, was einzelne Antikörper nicht schaffen konnten: das HI-Virus effektiv und breitenwirksam in die Schranken zu weisen. Diese Fähigkeit zeigte sich zunächst bei Versuchen an Zellkulturen im Labor, wie die Forscher berichten.

Vielversprechender Erfolg bei Affen

Anschließend gingen die Forscher zu Tierversuchen über: Sie untersuchten die Fähigkeit des trispezifischen Antikörpers, Makaken vor einer Infektion mit der Affen-Version von HIV (SIV) zu schützen. Sie verabreichten dazu acht Affen den neuen Wirkstoff und setzten sie fünf Tage später dem Erreger aus. Ergebnis: Während sich das Virus bei Vergleichstieren festsetzen konnte, infizierte sich keines der mit dem trispezifischen Antikörper behandelten Tiere mit dem Erreger.

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Diese Ergebnisse lassen nun hoffen, dass ein ähnlicher Effekt auch beim Menschen eintritt. Die Forscher wollen deshalb so schnell wie möglich zu klinischen Studien übergehen. Wie sie berichten, wird der trispezifische Antikörper nun bereits für den Einsatz in einer klinischen Phase-1-Studie produziert, um ab Ende 2018 die Sicherheit und den Effekt des Antikörpers zur HIV-Prävention bei gesunden Menschen zu testen. Außerdem ist eine separate klinische Studie bei Menschen mit HIV geplant, die klären soll, ob sich der Wirkstoff auch zur Behandlung einer bereits vorhandenen Infektion eignet.

Wie die Forscher betonen, geht das Potenzial von trispezifischen Antikörpern möglicherweise noch weit über den Einsatz gegen HIV hinaus. Ihre Fähigkeit, an drei unabhängige Ziele eines Erregers gleichzeitig zu binden, könnte diese Konstruktionen auch zu starken Waffen gegen andere Infektionskrankheiten machen, so die Autoren der Studie.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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