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Selbstständige Saurier-Babys

Erde|Umwelt

Selbstständige Saurier-Babys
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Versteinertes, etwa sechs Zentimeter großes Pterosaurus-Ei mit einer eingedrückten, ehemals weichen Schale. (Foto: M. Oliveira)
Flugsaurier-Babys mussten gleich nach dem Schlüpfen für sich selbst sorgen. Das verraten versteinerte Eier und Embryos der Art Darwinopterus dem geschulten Paläontologenauge. Zudem geben Funde aus China Auskunft über das Wachstumsverhalten.

Mrs T nannten Forscher den Flugsaurier, der vor 160 Millionen Jahren mit gebrochenem Flügel in einem See im heutigen China ertrunken war. Die Sensation: Zwischen den versteinerten Beinen der Pterosaurier-Dame befand sich ein kleines Ei. bild der wissenschaft berichtete im September 2011 darüber ( „Perfekt geflogen – trotzdem abgestürzt“ ).

Das Fossil der Art Darwinopterus lieferte einen seltenen Einblick in das Familienleben jener Echsen, die während des Erdmittelalters die Lüfte beherrschten. Lange wussten Paläontologen nicht, ob Flugsaurier Eier legten oder lebende Junge bekamen, ob sie wie Vögel brüteten oder ihren Nachwuchs sich selbst überließen. Dank Mrs T – und einiger weiterer neuer Fossilien – haben sie inzwischen ein recht gutes Bild davon. „Ihre Fortpflanzung unterschied sich sehr von der heutiger Vögel und Fledermäuse“, sagt David Unwin von der University of Leicester in Großbritannien, einer der Autoren der Studie von 2011.

Weiche Reptilieneier

Pterosaurier, nehmen Paläontologen mittlerweile an, waren zwar weit entwickelte Tiere, die ihre Körpertemperatur regulieren und hervorragend fliegen konnten. Doch in ihren Nachwuchs investierten sie nicht viel. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass sie recht kleine Eier legten. Das von Mrs T etwa wog wohl maximal sechs Gramm, die Flugsaurier-Frau selbst brachte es dagegen auf 110 Gramm. Vögel dieser Größe legen heute doppelt so schwere Eier.

Bei einer Untersuchung der Gegenplatte des Fossilfunds entdeckten chinesische Forscher 2015 zu ihrer Überraschung ein zweites Ei in der Bauchhöhle. Es war ungefähr genauso groß wie das erste, wog aber noch weniger. Der Fund belegt, dass Pterosaurier, anders als Vögel, zwei Eileiter besaßen. Während die Evolution bei den Federtieren auf einen Eileiter verzichtet hat, um Gewicht zu sparen und so die Flugfähigkeit zu verbessern, war dies bei Pterosauriern offenbar nicht der Fall.

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Die Eier der fliegenden Echsen hatten keine feste Schale, sondern eine flexible, pergamentartige Haut. Einige 2014 gefundene Fossilien sind dreidimensional erhalten und zeigen deutlich, wie weich die Eierschale war. Demnach brüteten die Flugsaurier wohl nicht. „Das hätte den Embryos überhaupt nicht gefallen“, meint David Unwin. Er vermutet, dass die Weibchen ihre Eier im Boden vergruben und sich dann nicht mehr darum kümmerten – so wie es Schildkröten und Eidechsen noch heute tun.

Frisch geschlüpft und Selbstversorger

Inzwischen sind er und seine Kollegen sicher, dass Baby-Flugsaurier für sich selbst sorgten, sobald sie aus dem Ei geschlüpft waren. Das zeigen drei vor einigen Jahren in China und Argentinien entdeckte Fossilien von Embryos im Ei: Die Küken kamen demnach nicht unreif und hilflos zur Welt wie der Nachwuchs vieler Vögel und Fledermäuse. Sie sahen vielmehr aus wie Miniatur-Ausgaben ihrer Eltern. Die Knochen waren bereits fest und die Flügel voll entwickelt.

Da die Kleinen nicht von den Eltern versorgt wurden, wuchsen sie nur langsam: Sie brauchten viel Energie um zu jagen, zu fliegen und ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Während viele Vögel schon nach einigen Wochen ihre volle Größe erreichen, legten Pterosaurier wohl nur etwa ein Gramm am Tag zu und waren erst nach Jahren ausgewachsen.

„Obwohl sie sehr gut fliegen konnten, pflanzten sie sich wie primitive Landwirbeltiere fort“, fasst Paläontologe David Unwin den derzeitigen Wissensstand zusammen. Ganz anders entwickelten sich Vögel und Fledermäuse: Sie eroberten nicht nur die Lüfte, sondern gingen auch bei der Fortpflanzung modernere Wege. Möglicherweise war das ihr entscheidender Vorteil, der sie das Massensterben am Ende der Kreidezeit überstehen ließ.

© wissenschaft.de – Ute Kehse
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