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Das Grab des Metrodorus

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Das Grab des Metrodorus

Meine Nichte Sarah hatte in den Monaten zwischen Abitur und Studienbeginn als Hilfskraft bei einer Ausgrabung im Nildelta gearbeitet. „Finanziell hat es sich nicht gelohnt, aber Unterkunft und Verpflegung waren frei, sodass ich nur die Flüge bezahlen musste“, erzählte sie mir, als sie wieder in Deutschland war. „Trotzdem war es voll krass.“ „Das freut mich für dich“, sagte ich mehr aus Höflichkeit als aus Überzeugung, denn ich hätte sicherlich nicht für eine warme Mahlzeit und ein Feldbett den ganzen Tag über im Staub gewühlt. „Weißt du, dass wir das Grab des Metrodorus gefunden haben?“, fragte mich Sarah. „Ich weiß nicht einmal, wer das war“, antwortete ich. Sarah verdrehte die Augen über so viel Unbildung. „Die Anthologia Graeca ist eine Sammlung von fast 4000 griechischen Gedichten, die aus der Zeit von der Antike bis zum byzantinischen Reich stammen. Darunter sind auch 44 mathematische Denksportaufgaben, die ein völlig unbekannter Mathematiker namens Metrodorus um 500 n.Chr. verfasst haben soll.“ „Ach ja. Jetzt erinnere ich mich wieder“, log ich. Unbeeindruckt fuhr Sarah fort: „Als wir in der Nähe eines Steinbruchs, der schon seit dem frühen Mittelalter nicht mehr benutzt wird, Schutt beiseite räumten, stießen wir auf eine Pyramide aus Kalkstein. Darauf entdeckten wir eine griechische Inschrift, die übersetzt lautet: ‚Wanderer, wisse, ich bin das Grabmal des Metrodorus, Lehrer der arithmetischen Kunst.‘ Die Pyramide hatte, genau wie die großen Pyramiden in Gizeh, eine quadratische Grundfläche und gleichschenklige Dreiecke als Seitenflächen. Als wir die Pyramide vermaßen, stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass alle acht Kanten und die Höhe der Pyramide ganzzahlige Werte in Fuß hatten. Wir haben vorsichtig einen schmalen Gang unter die Pyramide getrieben, und stießen dann tief im Boden, genau unterhalb der Spitze auf eine kleine Marmorplatte. Sie war der Deckel eines Ossuars.“ „Was ist denn ein Ossuar?“, fragte ich. „Das ist ein Knochenkasten“, erklärte Sarah. „Vermutlich hatte man Metrodorus zuerst an einer anderen Stelle beigesetzt. Später wurde das Grab geöffnet, und man legte seine Gebeine in ein Ossuar. Als wir dieses öffneten, fanden wir tatsächlich Knochen und einen Schädel. Spätere Untersuchungen ergaben, dass sie von einem etwa 60-jährigen Mann stammten, der um 520 n.Chr. gestorben war.“ „Es spricht also sehr viel dafür, dass ihr tatsächlich den Metrodorus der Anthologia Graeca gefunden habt“, sagte ich. Sarah nickte. „Es gab noch eine Besonderheit, die darauf hinweist, dass es ein Mathematikergrab ist. Das Ossuar befand sich an einer Stelle im Erdreich, die von allen fünf Ecken der Pyramide genau neun Fuß entfernt war.“ „Wie groß war denn eigentlich das Grabmal?“, fragte ich Sarah. „Das, mein lieber Onkel“, sagte meine Nichte, „kannst du dir doch leicht selbst überlegen.“ Wissen Sie, wie viel Fuß die vier Grundflächenkanten und wie viel Fuß die vier Seitenkanten der Pyramide lang waren?

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 30. September 2013 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 09|13″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Dezember-Heft 2013 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.

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