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Wölfe sind die besseren Teamplayer

Erde|Umwelt

Wölfe sind die besseren Teamplayer
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Zwei Wölfe arbeiten gemeinsam am Seilzieh-Test. Nur bei gleichzeitigem Zug am Seil kommen sie an ihr Futter. (Foto: Rooobert Bayer/ Wolf Science Center)
Hunde sind die zahmen Nachfahren von wilden Wölfen. Aber hat sie die Domestikation auch kooperativer gemacht? Offenbar nicht unbedingt. Denn wenn es ums Teamwork mit Artgenossen geht, schneiden Hunde deutlich schlechter ab als ihre wilden Verwandten, wie ein Experiment nun zeigt. Die Hunde schafften es nur selten, gleichzeitig an einem Seil zu ziehen um sich Futter zu beschaffen. Für die Wölfe war dies dagegen selbst ohne Training kein großes Problem.

Unsere Vorfahren wählten ihre vierbeinigen Begleiter gezielt aus: Sie züchteten mit den halbwilden Wölfen weiter, die am zutraulichsten waren und besonders kooperativ schienen. Im Laufe der Zeit entstanden so die zahmen Haushunde. „Man nimmt an, dass Hunde durch diese Selektion eine genetische Veranlagung für kooperatives Verhalten entwickelt haben“, erklären Sarah Marshall-Pescinia von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und ihre Kollegen. Hunde sollten demnach mit Menschen und Artgenossen toleranter und kooperativer umgehen als Wölfe. So jedenfalls die Hypothese. Andererseits aber sind Wölfe in ihren Rudeln extrem kooperativ, sie jagen, fressen und wandern gemeinsam. Bei verwilderten Hunden ist dieser Zusammenhalt dagegen weniger stark ausgeprägt. Somit stellt sich die Frage, wer der bessere Teamplayer ist: Wolf oder Hund?

Kooperationstest mit einem losen Seil

Um das zu testen, haben die Verhaltensforscher vom Wiener Wolf Science Center halbwild lebende Wölfe und Hunde auf die Probe gestellt. Beide Arten leben auf dem Gelände des Forschungsinstituts unter gleichen Bedingungen jeweils in Rudeln zusammen. Für das Experiment ließen die Forscher jeweils zwei Wölfe oder zwei Hunde zusammen in das Testgehege. Hier wartete eine Futterbelohnung auf einem Tablett, das aber nur dann erreichbar wurde, wenn beide Tiere gemeinsam und gleichzeitig an einem Seil zogen. „Lässt ein Tier das andere nicht zum Seil und zieht alleine, dann zieht es das Seil aus der Vorrichtung und das Tablett bleibt unerreichbar“, erklärt Marshall-Pescini. Zuerst wurde getestet, ob die Wolfs- und Hundepaare diesen Kooperationstest spontan bewältigen können. Dann folgte ein weiterer Durchgang, bei dem die Vierbeiner-Paare zuvor mehrfach „üben“ durften.

Das Ergebnis: Schon bei den Spontantests hatten die Wölfe klar die Nase vorn: Fünf von sieben Wolfspärchen schafften es auf Anhieb, mindestens einmal gleichzeitig an den Seilenden zu ziehen und sich so das Futter zu sichern. Bei den Hunden dagegen versagten sieben von acht Pärchen bei diesem Test. Ähnlich sah es nach der Übungsphase aus: Wieder zeigten die Wölfe das bessere Teamwork. Drei von vier Wolfspärchen zogen wiederholt das Futtertablett durch gleichzeitiges Ziehen am Seil zu sich. Bei den Hunden konnten nur zwei von sechs Paaren diese Aufgabe lösen. „Die Wölfe und Hunde zeigten zwar ein vergleichbares Interesse und die Einzeltiere führten auch oft die richtigen Aktionen durch“, so die Forscher. „Aber das Entscheidende ist, dass die Wölfe diese Handlungen besser koordinierten. Sie schafften es, gleichzeitig am Seil zu ziehen“, berichten die Forscher.

Fast perfektes Teamwork

Während bei den Hunden eher jeder für sich agierte, zeigten die Wölfe ein fast perfektes Teamwork. Sie warteten sogar auf ihren Partner, um dann gemeinsam ans Futter zu kommen. Sogar wenn es zwei Apparaturen gab, waren die Tiere in der Lage, sich abzustimmen und gemeinsam erst die eine und dann die andere Aufgabe zu lösen. „Diese Ergebnisse für unter gleichen Bedingungen lebende Wölfe und Hunde belegen, dass Wölfe auffallend stärker dazu neigen, ihre Aktionen bei solchen Aufgaben zu koordinieren“, berichten die Wissenschaftler. Ihrer Ansicht nach liegt die Fähigkeit zur Kooperation den Wölfen eher im Blut als den Hunden. Die Domestikation sorgte zwar dafür, dass der Hund sich besser an den Menschen anpasste und ihm gegenüber sehr viel kooperativer wurde. Aber seinen Artgenossen gegenüber ist der Hund eher weniger kooperativ als sein wilder Vorfahre.

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Das ändert sich allerdings dann, wenn die Hunde von klein auf darauf trainiert werden, im Team zu arbeiten – beispielsweise bei Schäfer-Hunden. „Studien mit Haushunden zeigten zwar, dass Hunde auch in der Lage sind gut zusammenzuarbeiten. Allerdings spielt in diesem Fall auch die Erziehung durch den Menschen die ausschlaggebende Rolle“, erklärt Marshall-Pescinia. „Deswegen war es uns wichtig, bei diesen Tests nicht mit Haustieren zu arbeiten und so die menschliche Komponente auszuschließen.“

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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