Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Vätern in die Hose geschaut

Erde|Umwelt

Vätern in die Hose geschaut
13-09-09 David.jpg
Ausschnitt der David-Statue von Michelangelo. Credit: Thinkstock
Es darf geschmunzelt werden: Männer mit kleinen Hoden beteiligen sich vergleichsweise intensiv an der Kinderpflege. Diesen kurios klingenden Zusammenhang haben US-Forscher aufgedeckt. Ihre Erklärung lautet: Vermutlich hat diese Veranlagung mit einem Kompromiss beim Investment in unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien zu tun: Kleinere Hoden und damit geringere Samenproduktion sparen Energie, die in Kinderbetreuung investiert werden kann.

Beim Charakter von Männern gibt es bekanntlich eine große Bandbreite: Das eine Extrem bildet der typische Macho, der so viele Frauen wie möglich beglücken möchte – Monogamie, Windeln wechseln und Co sind hingegen nicht seine Stärken. Am anderen Ende der Charakter-Skala steht der treusorgende Familien-Papi, der sich mit Schnuller und Penaten-Creme bewaffnet leidenschaftlich um das Wohl seines Nachwuchses kümmert. Diese beiden Gegenpole repräsentieren zwei unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien, deren Ziel es ist, so viele eigene Nachkommen wie möglich durchzubringen. Das „Macho-Konzept“ setzt dabei auf Masse: Möglichst viele Babys zeugen. Das „Papi-Konzept“ hingegen auf Qualität: Gut betreute Nachkommen haben bessere Überlebenschancen – Kinder von besonders fürsorglichen Vätern sind sozial, psychologisch und gesellschaftlich begünstigt, zeigen statistische Studien.

 

Neben kulturellen Einflüssen spielt offenbar auch die biologische Veranlagung eine Rolle bei der Ausprägung der männlichen Verhaltensweisen bezüglich Nachwuchs: Studien zufolge sind häufiger Partnerwechsel und eine hohe Scheidungsrate typisch für Männer mit einem hohem Testosteronspiegel, niedrige Werte dieses Geschlechtshormons gehen hingegen eher mit einem fürsorglichen Männer-Charakter einher. Die Ergebnisse von Jennifer Mascarovon der Emory University School of Medicine in Atlanta und ihren Kollegen scheinen dieses Bild nun zu vervollständigen. Fürsorgliche Männer sparen möglicherweise auch „Investitionskosten“ durch geringere Samenproduktion, die mit kleineren Hoden verbunden ist. „ Die Hoden produzieren sowohl Testosteron als auch Spermien. Die Größe der Hoden steht aber stärker im Zusammenhang mit der Samenmenge als mit der Hormonausschüttung“, erklärt Mascaro.

Fürsorgliche Väter – kleine Hoden

Anzeige

 

Die Forscher erfassten für die Studie die Hodengrößen und Testosteronwerte von 70 Männern im Alter von 21 bis 43 Jahren, allesamt Väter von ein- bis zweijährigen Kindern. Zusätzlich befragten sie die Probanden selbst und deren Partnerinnen nach Vaterqualitäten – beispielsweise, welche Baby-Pflege Aufgaben die Männer übernehmen und wie viel Zeit sie mit dem Nachwuchs verbrachten. Als weiterer Anhaltspunkt dienten Hirnscans: Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersuchten die Forscher die Hirnaktivität der Väter, wenn sie ein Foto ihres Kindes betrachteten. Diese Untersuchungen sollten Aufschluss darüber geben, wie stark bei den Männern eine bestimmte Hirnregion aktiviert wird, von der ein Zusammenhang mit Fürsorglichkeit bekannt ist.

 

Der Vergleich aller Daten führte zu dem Ergebnis: Der Grad männlicher Fürsorglichkeit ist nicht nur mit dem Testosteronspiegel, sondern auch mit der Hodengröße statistisch negativ korreliert – im Klartext: Je mehr Papi-Qualitäten, desto kleiner die Hoden. Die Forscher räumen allerdings ein, dass sie nicht eindeutig sagen können, was hier Ursache und was Wirkung ist. Es könnte demnach auch sein, dass die Hoden schrumpfen, wenn sich ein Mann intensiv mit Kinderpflege befasst. Mascaro und seine Kollegen halten den umgekehrten Zusammenhang aber für wahrscheinlicher: Die Größe der Hoden hat etwas damit zu tun, wie sich ein Mann in puncto Kinderpflege verhalten wird. Den Forschern zufolge gibt es über die Rolle von Vätern noch einiges herauszufinden. Die Zahl der Männer, die sich an Kinderbetreuung beteiligen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. „Mütter haben immer noch den größeren Einfluss auf die Entwicklung von Kindern, aber die Väter sind natürlich auch sehr wichtig und deren Rolle ist bisher kaum untersucht“, betont Co-Autor James Rilling von der Emory University.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

klein|ka|riert  auch:  klein ka|riert  〈Adj.〉 I 〈Zusammen– u. Getrenntschreibung〉 mit kleinem, kariertem Muster versehen (Stoff) … mehr

Ma|ri|ner  〈m. 3; umg.; scherzh.〉 Matrose, Marinesoldat

weit|sich|tig  〈Adj.〉 Ggs kurzsichtig 1 〈Med.〉 an Weitsichtigkeit leidend; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige