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Schüler entdeckt Babydino

Erde|Umwelt

Schüler entdeckt Babydino
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So könnte der junge Parasaurolophus ausgesehen haben (Tyler Keillor
Der Westen der USA ist eine reichhaltige Fundgrube für Dinosaurierfossilien. Vor allem die pflanzenfressenden Entenschnabel-Dinosaurier waren hier einst häufig. Ein besonders skurriler Saurier aber machte sich bisher rar: der Parasaurolophus. Von ihm sind bisher nur unvollständige Skelette gefunden worden – und Fossilien von Jungtieren fehlten völlig. Das macht es schwer, sein seltsamstes Merkmal besser zu verstehen: ein rätselhaftes hohles Horn auf dem Kopf, über dessen Funktion es nur Vermutungen gibt. Doch der Zufallsfund eines Schülers hilft den Paläontologen nun weiter. Denn er entdeckte das bisher einzige vollständige Skelett des Parasaurolophus – und das mit Abstand jüngste. Der Dinosaurier war bei seinem Tod nicht einmal ein Jahr alt.

Für die Tiere der Kreidezeit waren die Entenschnabel-Dinosaurier der Gattung Parasaurolophus vermutlich ein alltäglicher Anblick. Uns allerdings erscheinen diese knapp zehn Meter langen Pflanzenfresser heute eher skurril. Denn auf ihrem Schädel mit dem breiten Schnabelmaul trugen diese Dinosaurier einen langen, gebogenen Auswuchs. Die lange, hohle Knochenröhre  war über Röhren mit den Nasenlöchern verbunden. Wozu dieser Auswuchs diente, war lange Zeit rätselhaft. In den 1960er Jahren hielten einige Forscher ihn für eine Art Schnorchel oder als Halterung für einen Rüssel. Andere glaubten, der Dinosaurier habe das rückwärtsgewandte Horn zum Kampf genutzt oder es handelte sich um ein enorm vergrößertes Riechorgan. Inzwischen allerdings sind diese Annahmen widerlegt. Heute gehen Paläontologen davon aus, dass das hohle Horn als eine Art Urzeit-Megaphon gedient haben könnte. Wie eine Trompete verstärkte das hohle Organ die Rufe des Parasaurolophus. Gleichzeitig könnte der Kopfauswuchs auch zum Imponieren und zum Temperaturausgleich genutzt worden sein.

Genauer ließ sich die Funktion des rätselhaften Horns bisher nicht bestimmen, denn es fehlte an Fossilien. Von Parasaurolophus sind nur einige unvollständige Skelette im Westen der USA und Kanadas gefunden worden. Und keines von einem Jungtier. Das aber hat sich jetzt geändert: Ausgerechnet ein Highschool-Schüler hat im Grand Staircase National Monument im Süden Utahs durch Zufall einen wichtigen Fund gemacht. Während zwei Paläontologen direkt an dem aus dem Boden herausragenden Knochen vorbeigingen, fiel das Knochenstück dem Schüler Kevin Terris auf. „Als wir dann den Schädel ausgruben, war ich begeistert“, erzählt er. Die Ausgrabung enthüllte, dass neben dem Schädel ein vollständiges Skelett eines Parasaurolophus im Untergrund erhalten war. Es handelt sich damit um das bisher vollständigste Fossil dieses Dinosauriers, das je gefunden wurde, wie die Forscher berichten.

Tröte statt Basslautsprecher

Eine nähere Untersuchung  des Funds offenbarte noch etwas Besonderes: Im Gegensatz zu den bisher bekannten Parasaurolophus-Exemplaren trug dieses Tier kein Horn, sondern nur einen kleinen Knochenkamm. Zudem war es nur rund 1,80 Meter groß. Schnell war klar: Es musste sich um ein Dinobaby handeln. Von den Paläontologen durchgeführte Knochenuntersuchungen bestätigten dies: „Dinosaurier haben jährliche Wachstumsringe in ihrem Knochengewebe. Aber bei diesem Fund sahen wir nicht einmal einen dieser Ringe“, erklärt Koautorin Sarah Werning von der Stony Brook University im Bundesstaat New York. Das aber bedeutete, dass der Parasaurolophus bei seinem Tod nicht einmal ein Jahr alt gewesen sein muss.

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Wie die Paläontologen erklären, ist es eher ungewöhnlich, dass ein so junges Tier bereits den Ansatz eines Knochenkamms entwickelt hatte. „Das ist überraschend, weil verwandte Dinosaurier ihre Auswüchse und Ornamente erst bekamen, wenn sie halbwüchsig waren“, sagt Projektleiter Andrew Farke vom Raymond Alf Museum for Paleontology im kalifornischen Claremont. Vermutlich aber musste Parasaurolophus so früh beginnen, um sein komplexes Horn ausbilden zu können. Computertomografische Scans enthüllten, dass der Knochenkamm trotz seiner geringen Größe auch schon klangverstärkende Eigenschaften besessen haben könnte. Allerdings: „Wo die Erwachsenen Basslautsprecher besaßen, hatte das Jungtiere eher eine Tröte“, sagt Farke. Seine Rufe müssen deutlich höher und quäkiger geklungen haben als die seiner Eltern.

Weil das neu entdeckte Skelett so wertvoll und einzigartig ist, haben die Forscher es komplett gescannt und von ihm ein vollständiges digitales Abbild erzeugt. Das 3D-Modell des Dinobabys ist damit das erste vollständige Dinosaurier-Skelett, das frei im Internet verfügbar ist.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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