Jessica Tyrrell und ihre Kollegen von der University of Exeter haben für ihre Studie die Daten einer US-amerikanischen Gesundheitsstudie ausgewertet. Sie beinhaltet gesundheitliche Informationen über 8.614 Personen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren. Die Daten umfassen einen einen Zeitraum von zwölf Jahren. Es wurden in dieser Zeit sowohl gesundheitliche Daten erfasst, als auch die Testergebnisse von Urinproben der Studienteilnehmer.
Beim Vergleich gesundheitlicher Aspekte mit Werten im Urin stießen die Forscher nun auf den statistischen Zusammenhang: Hohe Wolfram-Werte scheinen mit einem gesteigerten Risiko für einen Schlaganfall verknüpft zu sein. Dieser Zusammenhang ist offenbar sehr spezifisch, denn den Statistiken zufolge gibt es ihn nicht zu Herz-Kreislauferkrankungen. Die Verbindung war auch unabhängig von typischen Risikofaktoren für einen Schlaganfall, wie Übergewicht und hohen Cholesterin-Werten. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Wolfram nicht so unbedenklich ist, wie bisher angenommen“, resümiert Tyrrell.
Wolfram: Bedenkliche Industrie-Karriere
Der mögliche Zusammenhang zwischen Wolfram-Belastungen und dem Schlaganfall-Risiko müsse nun genauer untersucht werden, sagen die Forscher. Klar ist: Die Belastung der Umwelt mit dem Element nimmt stark zu. Die Nachfrage und der Verbrauch von Wolfram ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das Element wird zur Herstellung vieler Güter benötigt – vom Computer bis zum Mobiltelefon. So gelangt es zunehmend in die Umwelt, ins Wasser und auch auf landwirtschaftliche Flächen. „Wir wissen aber noch nicht, warum manche Menschen mehr Wolfram im Körper haben als andere“, sagt Tyrrell. Dies sei nun ebenfalls eine wichtige Frage, die es zu klären gilt. Ein möglicher Zusammenhang zwischen Wolfram und dem Schlaganfall-Risiko wäre gravierend, denn es handelt sich um eine der wichtigsten Ursachen für Tod oder Behinderung in der westlichen Welt.
Die aktuelle Studie sei generell eine Mahnung zur Vorsicht, die im Zusammenhang mit der Nutzung von vergleichsweise neuen Stoffen geboten sei, heißt es in einer Mitteilung der University of Exeter. In den letzten Jahren gab es einen exponentiellen Anstieg in der Produktion von Chemikalien für die gewerbliche Nutzung. In vielen Fällen sind die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Stoffe weitgehend unbekannt und es gibt deshalb nur wenig Beschränkungen ihrer Freisetzung in die Umwelt. Studien-Co-Autor Nicholas Osborne sagt: „Wir sammeln in unseren Körpern einen immer komplexeren chemischen Cocktail an“. Die möglichen Wechselwirkungen dieser Substanzen untereinander seien ebenfalls äußerst bedenklich und noch weitgehend unerforscht, betont der Forscher.