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Malaria-Erreger: Gerissener als gedacht

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Malaria-Erreger: Gerissener als gedacht
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Malaria-Erreger der Art Plasmodium vivax in Blutkörperchen (CDC)
Vivax-Malaria ist zwar weniger tödlich als jene Krankheitsvariante, die durch den Erreger Plasmodium falciparum verursacht wird. Dennoch fordert sie jährlich zahlreiche Todesopfer. Bisher ging man davon aus, dass bestimmte Proteine auf der Zellhülle roter Blutkörperchen darüber entscheiden, wer anfällig ist und wer nicht. Doch immer häufiger infizieren sich Menschen, die eigentlich resistent sein sollten. Hat Plasmodium vivax neue Angriffsstrategien entwickelt? Oder kennen wir den Erreger doch nicht so gut wie gedacht?

Plasmodium vivax ist ein unterschätzter Parasit. Zwar verursacht er jährlich bis zu 20 Millionen Malaria-Infektionen, kann sich in der Leber verstecken und von dort aus immer neue Krankheitsschübe auslösen. Doch die Malaria verläuft weniger tödlich als jene, die sein Verwandter Plasmodium falciparum auslöst. Falciparum wütet vor allem in Afrika. Gegen Vivax hingegen sind bis zu 95 Prozent der Bevölkerung südlich der Sahara resistent. Ihnen fehlt der sogenannte Duffy-Faktor, ein  spezielles Protein auf der Oberfläche roter Blutkörperchen. Plasmodium vivax nutzt dieses Antigen als Andockstelle, um ins Innere der Zellen einzudringen. Fehlt es, muss er draußen bleiben – soweit die Theorie.

Neue Tricks beim alten Parasiten

In den letzten Jahren häufen sich jedoch Berichte über Infektionen bei Duffy-negativen Personen, insbesondere auf Madagaskar, wo beide Blutgruppen in der Bevölkerung vertreten sind.  Offenbar schützen fehlende Duffy-Proteine weniger umfassend als bisher angenommen. Forscher um Peter Zimmermann von der Case Western Reserve University in Cleveland haben nun das Genom der Erreger genau unter die Lupe genommen. Sie kommen zu dem Schluss, dass der Parasit noch andere Tricks kennt, um die Zellmembran zu überwinden. „Wir haben einen bisher unbekannten Mechanismus im Erbgut von Plasmodium vivax entdeckt, der ihm erlauben könnte, auf anderem Wege in rote Blutkörperchen einzudringen“, sagt Zimmermann. „Er könnte dabei helfen zu erklären, warum wir Vivax-Infektionen bei Duffy-negativen Personen feststellen.“

Das Protein, für welches das neu entdeckte Gen kodiert, ähnelt jenem, mit dessen Hilfe P. falciparum und andere Mitglieder der Plasmodien-Familie in die Roten Blutkörperchen eindringen. Es habe „alle wichtigen Eigenschaften eines invasiven Proteins“, erklären die Forscher, die ihre Ergebnisse nun auf dem Jahrestreffen der American Society of Tropical Medicine and Hygiene vorstellten. Das Gen taucht in Parasiten aus allen Teilen der Welt auf. Leider fehlt es jedoch ausgerechnet in jenem Exemplar von Plasmodium vivax, dessen Genom Forschern seit dem Jahr 2008 als Referenz galt.

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Die US-Wissenschaftler gehen davon aus, dass Plasmodium vivax sehr schnell mutiert. Noch sind sie sich jedoch nicht sicher, ob der Erreger tatsächlich virulenter wird, oder ob die Gruppe seiner potenziellen menschlichen Opfer einfach größer ist als bisher angenommen. Kevin Baird, Malaria-Experte der Eijkman-Oxford Clinical Research Unit in Indonesien, sagt, es bleibe abzuwarten, ob  Erkrankungen bei Duffy-negativen Patienten „ein zunehmendes Problem darstellen oder unwahrscheinliche Fälle sind, die seit jeher immer mal wieder auftreten.“

Quelle:

©wissenschaft.de – Nora Schlüter
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♦ Die Buchstabenfolge ma|kr… kann in Fremdwörtern auch mak|r… getrennt werden.
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