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Pestizide lassen Hummeln schrumpfen

Erde|Umwelt

Pestizide lassen Hummeln schrumpfen
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Hummeln: durch Pestizide in mehrfacher Hinsicht geschädigt (thinkstock)
Gerade Neonicotinoide machen Bienen und Hummeln schwer zu schaffen. Nun sind diese Insektizide in der EU fürs Erste verboten. Doch auch alternative Pflanzenschutzmittel sind nicht ohne, wie britische Forscher in einem Versuch mit Hummeln zeigen. Zwar macht die von ihnen getestete Substanz die pelzigen Tierchen nicht anfälliger für Parasiten. Dafür bleiben Arbeiterinnen, die als Larven mit verseuchten Pollen gefüttert wurden, besonders schmächtig.

Bienen und Hummeln haben es schwer. Ihr Lebensraum schrumpft, Infektionen breiten sich aus, invasive Arten machen ihnen das Revier streitig. Zu allem Überfluss müssen sie auch noch den Pestiziden trotzen, die Bauern großzügig auf ihren Feldern versprühen. Besonders Neonicotinoide haben sich als echte Gefahr entpuppt. Selbst in nicht tödlichen Dosen richten sie verheerende Schäden an.  Viele Bienen verlieren die Orientierung und finden nicht mehr zurück zum Stock. Hummelkolonien, deren Bewohner das Pflanzenschutzmittel über den Pollen aufnehmen, schrumpfen und bringen weniger Königinnen hervor – die einzigen Mitglieder des Volkes, die den Winter überstehen.

Die EU reagierte – auch deshalb, weil Bienen und Hummeln als Bestäuber ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Seit Dezember vergangenen Jahres dürfen drei bestimmte Neonicotinoide nur noch bei Wintergetreide und solchen Pflanzen eingesetzt werden, die keine Bienen anziehen. Die Regelung ist vorerst auf zwei Jahre beschränkt. Die Landwirte müssen derweil für Getreide, Raps, Mais, Sonnenblumen oder Zuckerrüben auf andere Pflanzenschutzmittel zurückgreifen – etwa auf Pyrethroide.

Schmächtige Hummeln sind schlechte Pollensammler

Forscher um Gemma Baron von der Royal Holloway University of London untersuchten nun über vier Monate hinweg, welche Auswirkungen ein verbreitetes Pyrethroid auf die Entwicklung von Hummelvölkern hat. Dazu hielten sie im Labor 24 junge Kolonien. Die Hälfte von ihnen wurde mit unbehandeltem Pollen gefüttert; die andere  Hälfte erhielt Pollen, der mit dem Pestizid besprüht worden war.

Die Auswirkungen zeigten sich einige Wochen später: Arbeiterinnen, die als Larven belastetes Futter  erhalten hatten, waren im Schnitt 16 Prozent leichter als ihre Verwandten aus der Kontrollgruppe. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“. Noch wissen sie nicht, ob das geringe Gewicht eine direkte Auswirkung der Chemikalie ist, oder ob die Substanz das Fütterungsverhalten verändert. In jedem Fall haben es schmächtige Hummeln schwer: Sie sehen schlechter als ihre pummeligen Artgenossen, haben weniger empfindliche Antennen und bringen weniger Nahrung heim. In Freiheit – also dort, wo kein Forscher das Pollenpöttchen auffüllt – könnte das ein ernstes Problem darstellen.

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Doch es gibt auch Ergebnisse, die Hoffnung machen: Zumindest im Versuch wirkte sich das Insektizid nicht auf das Gewicht der Männchen, die Zahl der produzierten Königinnen oder die Sterblichkeit der Hummeln aus. Selbst gegenüber Infektionen mit dem Parasiten Crithidia bombi waren Tiere, die von gespritzten Pollen genascht hatten, nicht anfälliger als jene aus der Kontrollgruppe. Nun muss sich zeigen, ob sich die Ergebnisse auch in freier Wildbahn wiederholen lassen.

 

Quelle:

© wissenschaft.de – Nora Schlüter
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