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Todesursache: Wodka

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Todesursache: Wodka
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Hinter dem Klischee steckt Wahrheit: Wodka wird tatsächlich vielen Russen zum Verhängnis (thinkstock)
Russische Männer haben eine Lebenserwartung von gerade einmal 64 Jahren. Damit liegen sie ganze 15 Jahre hinter den Deutschen zurück. Schuld ist nicht zuletzt der Alkoholkonsum. Die Vergangenheit zeigte: Je nachdem, wie restriktiv die Politik den Zugang zum Schnaps handhabte, stiegen oder fielen die Sterberaten im Land. Eine aktuelle Studie mit 151.000 Teilnehmern verdeutlicht, wie extrem der regelmäßige Griff zur Wodkaflasche das Leben verkürzen kann.

Mehr als anderthalb Liter Wodka die Woche? Allein bei dem Gedanken an solche Alkoholexzesse wird vielen flau im Magen. In einer aktuellen Studie zu den Trinkgewohnheiten der Russen gaben immerhin 2,6 Prozent der Befragten an, regelmäßig so viel zu kippen. David Zaridze vom Russischen Krebsforschungzentrum und seine Kollegen hatten seit 1999 insgesamt 151.000 Personen dazu befragt. 2010 überprüften die Forscher, welche der Probanden in der Zwischenzeit gestorben waren – und woran. Sie wollten herausfinden, wie stark heftiger Alkoholkonsum die Lebenserwartung beeinträchtigt.

In der Analyse, die sie nun im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichten, konzentrieren sich die Forscher auf männliche Raucher ohne Vorerkrankung – immerhin  57.000 Personen. Sie erwiesen sich in Bezug auf die Fallzahlen als aussagekräftigste Gruppe. Denn erstens befanden sich unter den Vieltrinkern deutlich mehr Männer als Frauen. Und zweitens rauchten jene, die Unmengen an Wodka tranken, meist wie die Schlote. Andere alkoholische Getränke kamen kaum auf den Tisch.

Die Auswertung der Daten ergab: Wer zwischen 35 und 54 Jahren alt war und weniger als einen halben Liter Wodka pro Woche trank, der hatte ein 16-prozentiges Risiko, innerhalb der nächsten 20 Jahre zu sterben. Wer wöchentlich anderthalb Liter Wodka oder mehr vernichtete, steigerte sein Risiko auf 35 Prozent. Vieltrinker starben besonders häufig durch Unfälle, Gewalteinwirkung, Alkoholvergiftung, Selbstmord oder erlagen einer von acht Krankheiten, die sich in einer früheren Studie als häufige Todesursache russischer Alkoholiker herausgestellt hatten. Das Team um Zaridze hatte dazu 49.000 Familien zu den Trinkgewohnheiten kürzlich verstorbener Angehöriger befragt.

Komasaufen und Ketterauchen

Retrospektive Studien bergen das Risiko, dass die Hinterbliebenen den Alkoholkonsum ihrer Lieben falsch einschätzen. Doch auch die aktuelle Untersuchung hatte ihre Tücken, wie sich in Folgegesprächen mit einigen Probanden zeigte. „Manche, die zu Beginn angaben wenig zu trinken, wurden später zu schweren Alkoholikern und umgekehrt“, sagt Co-Autor Paul Brennan von der International Agency for Research on Cancer der Weltgesundheitsorganisation. „Deshalb dürften die Unterschiede in der Sterblichkeit, die wir beobachtet haben, die Risiken eines dauerhaften, ausgeprägten Alkoholkonsums noch zu gering ansetzen.“ Sprich: Eigentlich ist alles viel schlimmer.

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Nun ist die Politik gefragt. „Die Sterberate in Russland war über die letzten 30 Jahre hinweg starken Schwankungen unterworfen, da sich Alkohol-Restriktionen und soziale Stabilität unter den Präsidenten Gorbatschow, Jelzin und Putin verändert haben. Der wichtigste Treiber dieser Schwankungen war der Wodka“, sagt Co-Autor Richard Peto von der University of Oxford. Immerhin habe sich die Lage gebessert, seit die Regierung 2006 etwas strengere Kontrollen eingeführt habe, erklärt Erstautor Zaridze.

Die große Menge an getrunkenem Destillat erklärt die Misere der Russen übrigens nur teils. Auch die Trinkgewohnheiten sind tödlich. Gebechert wird nämlich nicht jeden Tag – aber wenn, dann richtig. Komasaufen und Ketterauchen sind eben keine gute Kombination.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nora Schlüter
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