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Erdöl-Verschmutzung trifft ins Herz

Erde|Umwelt

Erdöl-Verschmutzung trifft ins Herz
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Blauflossen-Thunfisch. Credit: Gilbert Van Ryckevorsel/TAG A Giant
Eine Wasseroberfläche durchzogen von schillernden Schlieren und dazwischen tote Fische: Eine Ölpest ist für Fischbestände eine tödliche Gefahr, das ist lange bekannt. Vor allem das Herz der Fische nimmt durch Erdölverschmutzungen Schaden, haben Studien bereits gezeigt. Nun haben Forscher durch Untersuchungen an Thunfischen herausgefunden, wie und warum ausgerechnet dieses Organ betroffen ist. Bestimmte Bestandteil des Erdöls beeinträchtigen demnach das Pulsieren der Herzzellen und können dadurch zum Herzversagen führen. Von dieser Wirkung sind möglicherweise nicht nur Fische betroffen, sagen die Forscher. Auch die Herzfunktion anderer Wirbeltiere einschließlich des Menschen könnte auf diese Weise gefährdet sein.

Rohöl ist eine komplexe Mischung aus verschiedenen Stoffen, von denen einige für Meerestiere schädlich sind. Besonders gefährlich sind die sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Nach einer Ölpest können sie noch jahrelang marinen Ökosystemen zu schaffen machen. Es ist bereits bekannt, dass dieser Bestandteil des Erdöls das Herz von Fischen schädigen kann, doch die genauen Hintergründe dieses Effekts blieben bislang unklar. Außerdem wurden Untersuchungen meist nur an Modell-Fischarten durchgeführt und nicht an Spezies, die konkret von den Auswirkungen einer Ölpest betroffen sind.

Die Forscher um Barbara Block von der Stanford University haben nun gezielt die Auswirkungen von Erdölkontaminationen auf die Herzmuskelzellen von Gelb- und Blauflossen-Thunfischen untersucht. Es handelt sich dabei um zwei Arten, deren Laichgründe von der Ölpest im Golf von Mexiko betroffen waren, die durch die Havarie der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 entstanden war. Ihre Untersuchungen führten die Forscher mit isolierten Herzzellen von Jungfischen durch. Die Zellen wurden im Labor unterschiedlichen Konzentrationen von Erdöl ausgesetzt, wie sie im Rahmen der Ölpest entstanden sein könnten. Mit modernsten Techniken erfassten die Forscher dann die Effekte dieser Behandlung auf ihre pulsierenden Forschungsobjekte.

Nicht nur eine Gefahr für Fische?

Sie fanden heraus, dass Verschmutzungen durch Rohöl die Erregbarkeit der Herzzellen stört – also die Abfolge von Kontraktion und Entspannung. „Die Fähigkeit von Herzzellen zu schlagen, basiert auf dem Ein- und Ausströmen von Calcium- und Kalium-Ionen über bestimmte Kanäle der Zellmembranen“, erklärt Block. „Wir haben herausgefunden, dass Rohöl diesen Signalprozess stört, der für die Funktion einer Herzmuskelzelle zentral wichtig ist“. Im Endeffekt führt die Störung dazu, dass das Herz langsamer oder unrhythmisch schlägt und schließlich auch versagen kann.

 

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Ihre Ergebnisse seien möglicherweise nicht nur für das Leben in den Meeren relevant, betonen die Forscher. „Die Ionen-Kanäle von Thunfisch-Herzzellen entsprechen weitgehend denen aller Wirbeltiere“, sagt Block. „Das wirft die Frage auf, ob der Kontakt mit Erdöl beziehungsweise PAKs auch bei anderen Lebewesen, einschließlich dem Menschen zu Herzproblem führen kann“. Es sei beispielsweise bekannt, dass PAKs auch Teil vonLuftverschmutzungen sein können, berichten die Forscher.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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