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Legasthenie: Die Reihenfolge macht’s

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Legasthenie: Die Reihenfolge macht’s
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Credit: Thinkstock
Intelligent und begabt, aber beim Lesen und Schreiben mangelhaft! Diese scheinbar paradoxe Kombination ist für fünf bis zehn Prozent der Menschen charakteristisch: Sie leiden unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie). Zu den Ursachen dieser angeborenen Störung gibt es noch immer viele offene Fragen. Als ein Faktor gilt die mangelnde Fähigkeit, Kombinationen unterschiedlicher Sinneseindrücke zeitnah zu verarbeiten. Nun zeigt eine Studie, dass dabei offenbar die Reihenfolge eine Rolle spielt: Legastheniker haben demnach besonders Probleme bei der Verlagerung ihrer Aufmerksamkeit von Seh- zu Höreindrücken. Diese Erkenntnis sei für die Entwicklung von Lern-Strategien für Legastheniker wichtig, sagen die Forscher. Ihnen zufolge könnten aber auch Video-Spiele die Verarbeitungsleistung unterschiedlicher Sinneseindrücke trainieren.

„Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit jemandem von Angesicht zu Angesicht und plötzlich sagt jemand hinter Ihnen ihren Namen“, sagt Vanessa Harrar von der University of Oxford. „Dabei verlagert sich Ihre Aufmerksamkeit von dem Seheindruck vor Ihnen zum Höreindruck hinter Ihnen. Wir haben herausgefunden, dass genau diese Art der Verlagerung für Legastheniker schwieriger ist als für Menschen ohne Lese-Rechtschreib-Schwäche“, resümiert die Forscherin das Ergebnis ihre Arbeitsgruppe.

An der Studie nahmen 17 Legastheniker und eine Gruppe von Vergleichsprobanden ohne Lese-Rechtschreib-Schwäche teil. Sie wurden gebeten, so schnell wie möglich einen Knopf zu drücken, wenn sie einen Ton hörten, beziehungsweise ein Lichtsignal sahen. Die Forscher erfassten die jeweiligen Reaktionsgeschwindigkeiten der Testteilnehmer und analysierten sie. Es zeigte sich: Grundsätzlich reagierten alle Teilnehmer am schnellsten, wenn gleiche Reize aufeinander folgten, also eine Reihe von Tonsignalen oder Serien von Lichteindrücken. Sollten sie hingegen schnell reagieren, wenn beispielsweise Ton auf Licht folgte oder umgekehrt, waren alle deutlich langsamer. Doch bei den Legasthenikern gab es eine Besonderheit, zeigen die Auswertungen: Sie waren im Vergleich zu der Kontrollgruppe besonders langsam, wenn Ton auf Licht folgte. Diese Reihenfolge bei der Verlagerung der Aufmerksamkeit bereitete ihnen offenbar besonders Probleme.

Lern-Strategien für Legastheniker könnten profitieren

Die Erkenntnisse könnten den Forschern zufolge für die Entwicklung von Lern-Strategien für Legastheniker wichtig sein: „Wir nehmen an, dass Legastheniker die Verknüpfungen von Buchstaben mit Lauten besser lernen, wenn sie erst den Ton hören und dann den Buchstaben beziehungsweise das Wort sehen“, sagt Harrar. „Bei herkömmlichen Vorgehensweisen zum Erlernen von Lesen und Schreiben, ist es genau umgekehrt“.

 

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Die Forscher machen sich auch stark für die Umsetzung einer im ersten Moment ungewöhnlich erscheinenden Therapie bei Legasthenie: den Einsatz von Action-Videospielen. Bei ihnen wird ständig die Aufmerksamkeit gefordert und verschoben – das könnte einen Trainingseffekt hervorrufen, sagen die Forscher. Es wurde bereits gezeigt, dass regelmäßiges Spielen von Videospielen die Multitasking-Fähigkeiten erhöht und das könnte sich den Wissenschaftlern zufolge auch positiv auf die Probleme von Legasthenikern auswirken. Für diesen Effekt gibt es auch schon konkrete Hinweise. Eine Studie italienischer Forscher kam Anfang letztes Jahr zu dem Ergebnis: Kinder, die von der Lese-Rechtschreib-Schwäche betroffen sind, können durch Action-Videospiele ihre Lesefähigkeit verbessern.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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