Eine beeinträchtigte Autophagie ist an der Entstehung etlicher Krankheiten beteiligt. Gerade bei älteren Menschen funktioniert das Entsorgungssystem oft nicht mehr problemlos. Eines der jüngsten Beispiele: die Trockene Makula-Degeneration, eine häufige Augenerkrankung unter Senioren, bei der die Sehzellen durch zunehmende Protein-Verklumpung massiv zerstört werden. Das kann schließlich zur kompletten Erblindung der Patienten führen. Andere Beispiele sind Leiden des Gehirns wie die Alzheimer‘sche Demenz (die auch mit verklumpten Eiweißen zu tun hat), aber auch die Parkinson‘sche Erkrankung oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mit all seinen Folgen auf Herz und Kreislauf.
Weltweit suchen Forscher daher nach Substanzen, die die Autophagie einschalten. So auch Wissenschaftler der University of Texas in Austin, die im renommierten Magazin „Nature“ über ein Molekül namens Tat-beclin-1 berichten, das vielleicht irgendwann als Medikament dienen könnte. Im Tierversuch hatte es Mäuse vor verschiedenen Erkrankungen, zum Beispiel Alzheimer oder Infektionen, bewahrt, indem es die Autophagie ankurbelte. Es könnte sogar die Bildung von Tumoren bremsen, weil die Autophagie auch an molekulare Signalwege gekoppelt ist, die das Wachstum und die Vermehrung von Zellen regulieren. Allerdings „bedeutet die Autophagie beim Krebs ein zweischneidiges Schwert“, erklärt Frank Madeo von der Universität Graz. Denn ein bösartiger Tumor schraubt seine Autophagie-Kapazitäten hoch. In diesem Fall „ optimieren die Krebszellen das System, um die Energie zu gewinnen, die sie für ihr enormes Wachstum benötigen“, betont die Biologin Ana Maria Cuervo vom Albert Einstein College of Medicine in New York. In Tierversuchen testet sie daher Substanzen, die die Autophagie in Tumorzellen blockieren. „In 10 bis 15 Jahren“, schätzt Madeo, „wird es neue Medikamente geben, die die Autophagie je nach Bedarf anheizen oder hemmen.“