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Warum Farm-Lachse ihre wilden Artgenossen bedrohen

Erde|Umwelt

Warum Farm-Lachse ihre wilden Artgenossen bedrohen
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Credit: Thinkstock
Sie ermöglichen preiswerten Fischgenuss und sollen eigentlich die wilden Lachs-Bestände schonen – doch britischen Forschern zufolge bedrohen Zuchtlachse ihre freilebenden Artgenossen und zwar mit ihrem Erbgut: Viele Tiere entkommen aus den Unterwassergehegen und können sich dann mit Wildlachsen paaren. Die genetischen Eigenschaften der Zuchtfische sind zwar für die Massenproduktion günstig, nicht aber für das Überleben in der Natur. Somit könnten die Flüchtlinge die Wildlachspopulationen buchstäblich degenerieren und damit zum Einbruch bringen, warnen die Forscher. Ihnen zufolge gibt es aber einen Ausweg: die Sterilisation der Zuchtfische.

Lachsfarmen sind vor allem in Norwegen und Großbritannien mittlerweile zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Die Fische werden hier in Fjorden und vor der Küste in Netzgehegeanlagen gehalten. Doch die erfüllen ihren Zweck nicht immer ausreichend. Es kommt häufig vor, dass Tiere massenhaft entfleuchen und sich unter ihre wilden Artgossen mischen. „Zuchtlachse unterscheiden sich von Wildlachsen deutlich“, erklärt Studienleiter Matt Gage von der University of East Anglia in Norwitch. „Die wilden Populationen sind vor allem an ihr jeweils lokales Flusssystem angepasst“, so der Biologe. Zuchtlachse sind hingegen für die Massentierhaltung optimiert: Sie wachsen sehr schnell, sind aggressiv und wenig scheu.

Entkommene Zuchtfische könnten somit durch Einkreuzung ihrer Eigenschaften das Wanderverhalten der Lachse stören, ihre körperlichen Eigenschaften ungünstig beeinflussen und die Tiere krankheitsanfällig machen, so die Befürchtung. Bisher gab es Vermutungen, dass Zuchtlachse weniger fruchtbar sein könnten als ihre wilden Verwandten und somit ein geringeres Gefahrenpotential durch Auswilderung darstellen. Doch das konnten die Forscher nun widerlegen.

Zuchtlachse sind fruchtbar, taugen aber nichts in freier Wildbahn

Gage und seine Kollegen führten für ihre Studie eine Reihe von in-vitro-Fertilisations-Tests mit Lachslaich durch. Sie fanden unter Bedingungen statt, die der natürlichen Umgebung der Tiere entsprechen. Alle Tests zeigten, dass Zuchtlachse genauso fruchtbar sind wie Wildlachse. „Bisher hatten wir keine genauen Informationen, ob die Zucht die Leistung von Spermien und Eizellen beeinflusst hat. Unsere Ergebnisse zeigen nun jedoch, dass diese Eigenschaften denen der Wildlachse entsprechen. Es besteht also eine erheblich Gefahr der Hybridisierung mit den wilden Populationen“, sagt Gage.

 

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Ein Ausweg ist den Forschern zufolge die gezielte Sterilisation von Zuchtfischen. Eine mögliche Lösung wäre es, gezielt Fehler in der Zahl der Chromosomen bei den befruchteten Eiern zu induzieren. Diese Tiere tragen dann den dreifachen Chromosomensatz in ihren Zellen. Sie entwickeln sich normal, bleiben aber steril und könnten somit die Wildbestände nicht bedrohen, wenn sie mal ausbüchsen. Dieses Verfahren wird bereits bei Zuchtforellen eingesetzt. „Bisher sträubt sich die Lachs-Industrie gegen dieses Verfahren, weil es Befürchtungen gibt, triploide Lachse könnten weniger Erträge liefern“, sagt Gage. Doch den Forschern zufolge sei die Gefahr einer schleichenden Unterminierung des gesunden Genpools der Wildlachse weit wichtiger.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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