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Urzeitliches „Huhn aus der Hölle“

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Urzeitliches „Huhn aus der Hölle“
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So könnte der Anzu wyliei vor rund 66 Millionen Jahren ausgesehen haben (Mark A. Klingler, Carnegie Museum of Natural History)
Sie nennen es das „Huhn aus der Hölle“: Forscher haben in den USA Fossilien eines Dinosauriers entdeckt, der halb Laufvogel, halb Reptil zu sein scheint. Der gefiederte Dinosaurier besaß einen hohen Kopfkamm, einen scharfen Schnabel und ähnelte in seiner Körperform entfernt einem Emu oder Strauß. Andererseits aber besaß er scharfe Klauen an seinen Vorderbeinen. Das Spannende an den neuen Funden: Der dreieinhalb Meter große Allesfresser ist der erste vollständige Vertreter einer ganzen Gruppe von bisher rätselhaften Dinosauriern. Die Entdeckung liefert nach mehr als hundert Jahren erstmals Einblicke in das Aussehen und die Lebensweise dieser Laufvogel-ähnlichen Urechsen.

Die sogenannten Oviraptosaurier waren in der Kreidezeit sowohl in Asien als auch in Nordamerika verbreitet. Vor allem in China haben Paläontologen in den letzten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Fossilien dieser Laufvogel-ähnlichen, schnellen Dinosaurier entdeckt. Ihre Größe und Vielfalt reicht dabei von nur truthahngroßen Vertretern bis hin zu wahren Riesen wie dem acht Meter langen Gigantoraptor. Fast alle von ihnen besaßen bereits einen Schnabel statt der Zähne und alle trugen wahrscheinlich schon ein ausgeprägtes Federkleid. Extrem rar waren aber bisher fossile Zeugnisse einer Untergruppe dieser Dinosaurier, der Caenagnathidae.
„Die Präsenz dieser Dinosaurier war bisher nur von ein paar kleinen Skelettresten bekannt, die Details ihres Aussehens und ihrer Biologie aber blieben ein Rätsel“, erklärt Hans-Dieter Sues, Wirbeltier-Kurator am National Museum of Natural History in Washington DC.

Der Fund von drei Teilskeletten eines dieser rätselhaften Caenagnathidae hat nun erstmals mehr Licht auf diese geheimnisvollen Vogel-Reptilien geworfen. Entdeckt wurden die drei Fossilien in der sogenannten Hell Creek-Formation in North und South Dakota. Diese Gesteinsschicht aus der Zeit vor 66 bis 68 Millionen Jahren ist für ihre reichen Fossilvorkommen bekannt. Nun haben die Paläontologen dort auch Knochen und Schädel entdeckt, die alle zu einer bisher unbekannten Caenagnathidae-Art gehören – und die zusammen ein komplettes Skelett ergeben. „Nach nahezu einem Jahrhundert der Suche haben wir endlich die Fossilien, die uns zeigen, wie diese Art aussah“, sagt Erstautor Matthew Lamanna vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh. „Und in fast jeder Hinsicht sind sie noch viel seltsamer, als wir es uns vorstellten.“

Widerstandsfähiger Allesfresser

Benannt haben die Forscher das Tier Anzu wyliei, „Anzu“ nach einem vogelähnlichen mythischen Dämon – wegen seiner scharfen Klauen und generell eher furchteinflößenden Gestalt. Der Dinosaurier war immerhin dreieinhalb Meter groß und wog 200 bis 300 Kilogramm. Er gehört damit zu den größten bekannten Oviraptosauriern. Ein reiner Fleischfresser war er aber trotz seiner Klauen und des scharfen Schnabels wohl nicht, wie die Forscher erklären. Stattdessen war Anzu wyliei wahrscheinlich ein Allesfresser, der neben Pflanzen und den Eiern anderer Dinosaurier auch kleinere Tiere jagte und fraß. Ungewöhnlich auch: Im Gegensatz zu anderen bekannten Oviraptosauriern lebte Anzu offenbar nicht in trockener, wüstenähnlicher Umgebung, sondern in einem Feuchtgebiet.

Und noch etwas zeigen die neuen Fossilfunde: Der vogelähnliche Anzu war offenbar hart im Nehmen. Denn zwei der drei Teilskelette zeigen gleich mehrere Spuren alter Verletzungen. Ein Exemplar hatte eine gebrochene und wieder verheilte Rippe, das andere trägt Spuren eines Bänderrisses im Fuß. „Diese Tiere haben offensichtlich einiges an Verletzungen überlebt. Ob diese aber aus dem Kampf zweier Rivalen stammen oder aus dem Angriff eines größeren Raubdinosauriers, bleibt vorerst ein Rätsel“, sagt Koautorin Emma Schachner von der University of Utah in Salt Lake City.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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