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Ohne Spritze gegen Makuladegeneration

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Ohne Spritze gegen Makuladegeneration
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Die Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für Blindheit im Alter (Martin Keaney)
Hoffnung für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD): Bald könnte es ein neues Mittel gegen die blindmachende, feuchte Form dieser fortschreitenden Augenkrankheit geben. In Versuchen mit Mäusen hat sich der Entzündungs-Botenstoff Interleukin-18 als wirksam gegen die Zerstörung der Netzhaut durch einwachsende Adern erwiesen. Der große Vorteil: Im Gegensatz zur herkömmlichen Behandlung muss dieser Wirkstoff nicht direkt ins Auge gespritzt werden. Zudem wurde die Verträglichkeit dieses Wirkstoffs für den Menschen bereits in klinischen Studien erwiesen.

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist bei uns die häufigste Ursache für eine Erblindung. Dieser fortschreitende Sehverlust betrifft jeden zehnten Menschen über 50 Jahren. Nach Schätzungen von Forschern wird der Anteil der AMD-Patienten durch die alternde Bevölkerung bis 2050 global noch um 50 Prozent steigen. AMD kommt in zwei Formen vor: Bei der trockenen Variante sterben Pigmentzellen in der Netzhaut nach und nach ab. Bei der feuchten Form wachsen Blutgefäße in die Netzhaut ein und zerstören so das zentrale Sehen. “Zwar entwickeln nur 10 bis 15 Prozent der AMD-Patienten die feuchte Form, sie aber ist für 90 Prozent der Erblindungen verantwortlich”, erklären Sarah Doyle vom Trinity College in Dublin und ihre Kollegen

Alternative gesucht

Das Problem: Die Augenkrankheit ist komplex und bisher gibt es nur wenige Möglichkeiten, das Voranschreiten des Sehverlusts zu bremsen. “Die einzige effektive Therapie erfordert regelmäßige Injektionen von monoklonalen Antikörpern direkt in das Auge”, so die Forscher. Diese Antikörper hemmen einen Wachstumsfaktor und stoppen so das Aderwachstum. Diese Therapie wird aber nur im Spätstadium der AMD eingesetzt und muss zudem ständig wiederholt werden. Patienten müssen daher im Extremfall mehr als hundert Injektionen in ihr Auge ertragen, wie die Wissenschaftler berichten. Entsprechend hoch ist das Risiko für Infektionen, eine Netzhautablösung und Blutungen. Doyle und ihre Kollegen haben daher nach einer verträglicheren Alternative gesucht.

Einen vielversprechenden Kandidaten gab es bereits: In vorhergehenden Studien hatte sich schon angedeutet, dass ein Entzündungsbotenstoff, Interleukin-18 (IL-18), das Fortschreiten der AMD hemmen könnte. In ihrer aktuellen Studie prüften die Forscher nun an Zellkulturen und Mäusen, ob der Botenstoff tatsächlich das Einwachsen der Gefäße in die Netzhaut unterdrückt und – ebenso wichtig – ob er für die sensiblen Netzhautzellen ungefährlich ist. Dafür verabreichten sie Mäusen mit einer künstlich herbeigeführten AMD-ähnlichen Krankheit unterschiedlich hohe Dosen von IL-18. “Wir stellten fest, dass niedrige Dosen von IL-18 keinerlei schädliche Wirkung auf die Retina hatten, aber trotzdem das anormale Gefäßwachstum unterdrückten”, berichtet Doyle.

Keine Injektion ins Auge nötig

Noch viel wichtiger aber: Der Botenstoff wirkt so effektiv wie die herkömmliche Behandlung, muss aber nicht direkt ins Auge gespritzt werden, wie weitere Versuche zeigten. Das Mittel bremste auch dann die Makuladegeneration, wenn es den Mäusen nur unter die Haut gespritzt wurde. Eine subkutane Injektion einer Dosis von 1 Milligramm IL-18 pro Kilogramm Körpergewicht hemmte das Aderwachstum im Auge deutlich, ohne schädliche Nebenwirkungen zu haben, wie die Forscher berichten. Wurde diese Behandlung mit der herkömmlichen Injektion von Antikörpern kombiniert, waren die Ergebnisse sogar noch besser.

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Ein weiterer entscheidender Vorteil: IL-18 ist kein unbekanntes Mittel. Der Botenstoff hat bereits mehrere klinische Studien durchlaufen, die seine Verträglichkeit für den Menschen belegen. Denn IL-18 gilt auch als vielversprechender Wirkstoff gegen metastasierenden Hautkrebs, Non-Hodgkin-Lymphom und eine Reihe anderer Krebsarten, wie die Forscher berichten. “Für Patienten mit AMD hat dieser Wirkstoff daher immenses Potenzial als effektive und zugleich sichere Therapie dieser unheilbaren Krankheit”, so Doyle und ihre Kollegen. Sie schätzen, dass klinische Tests und eine Einführung von IL-18 als Therapie für die feuchte AMD sogar schon relativ kurzfristig erfolgen könnten. Für betroffene Patienten ist das ein Hoffnungsschimmer.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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