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Vom Bilderbuch in die Welt

Gesellschaft|Psychologie

Vom Bilderbuch in die Welt
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Die meisten Eltern beginnen schon früh, mit ihren Kindern Bilderbücher anzuschauen (thinkstock)
„Da ist der Ball. Schau, eine Katze…“ Die meisten Eltern beginnen schon früh, mit ihren Kindern Bilderbücher anzuschauen. Schon Kleinkinder sind fasziniert von den bunten Farben und mustern die abgebildeten Objekte scheinbar genau. Aber ab wann begreifen sie wirklich, was sie da sehen? Genau dies haben nun Forscher in einem Experiment untersucht. Dabei zeigte sich: Schon mit neun Monaten können die Kinder das im Bilderbuch Gesehene auf die reale Welt übertragen und Objekte wiedererkennen. Das gelingt ihnen sogar dann, wenn im Bilderbuch nur Abbildungen in Schwarzweiß zu sehen sind.

Neben Kuscheltieren sind sie vermutlich das am häufigsten in Kinderzimmern kleiner Kinder präsente Utensil: Bilderbücher. Kaum eine Mutter oder ein Vater, der sie nicht gemeinsam mit seinem Nachwuchs anschaut. Diese Lesestunden mit dem Kind auf dem Schoß schaffen Nähe und – so erhofft man jedenfalls – fördern die geistige Entwicklung des Nachwuchses. Für die Kleinsten kommen dabei meist bunte, stabile Bücher in Frage, die in einfachen Abbildungen Dinge aus der Erlebniswelt des Kindes zeigen: einen Ball, ein Stofftier, eine Blume. Ab wann genau ein Kleinkind diese Objekte wirklich erkennt und das zweidimensionale Abbild auf reale, dreidimensionale Gegenstände übertragen kann, war bisher allerdings unklar. Jeanne Shinskey von der Royal Holloway, University of London und ihre Kollegen haben dies nun genauer untersucht.

Spielzeug auf dem Foto und in echt

In ihrem Experiment zeigten die Forscher 30 Kleinkindern im Alter von acht bis neun Monaten jeweils eine Minute lang das Foto eines Spielzeugs. Bei der Hälfte der Kinder war das Foto farbig, bei den anderen schwarzweiß. Als nächstes wurden die kleinen Versuchsteilnehmer vor zwei Spielzeuge gesetzt – dem zuvor auf dem Foto abgebildeten und einem unbekannten. Die Forscher beobachteten nun, nach welchem Spielzeug die Kinder zuerst griffen. Wie sich zeigte, streckten die meisten Kleinkinder als erstes ihre Hand nach dem ihnen unbekannten Spielzeug aus.

Wie die Forscher erklären, spricht dies dafür, dass die Kinder das zuvor auf dem Foto gesehene Spielzeug wiedererkannten. Sie sind in diesem Alter offenbar bereits in der Lage, den Transfer von der zweidimensionalen Abbildung auf das reale Objekt zu leisten. Das bereits gesehene Spielzeug hatte daher für sie weniger Neuigkeitswert und war uninteressanter als das unbekannte Objekt. Das gleiche Verhalten zeigten auch die kleinen Probanden, die zuvor nur Schwarzweißbilder gesehen hatten: Auch sie erkannten das Spielzeug wieder. Das zeigt, dass neun Monate alte Kleinkinder selbst diesen erschwerten Transfer von schwarzweiß und zweidimensional auf dreidimensional und bunt schaffen, so die Forscher.

Für Eltern und Erzieher ist dies eine wichtige Erkenntnis, meinen die Forscher: „Diese Studie sollte alle interessieren, die je ein Bilderbuch mit einem Kind angeschaut haben“, so Shinskey. Denn sie zeige, dass Kinder schon lange vor ihrem ersten Geburtstag und ihren ersten Worten aus Bilderbüchern lernen können – zumindest aus solchen, die Fotos oder sehr realistische Bilder zeigen. Das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern ist also absolut sinnvoll und empfehlenswert – es hilft den Kindern, ihre Welt kennenzulernen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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