Der Fundort der Anlagen befindet sich im Chincha Tal nahe der Pazifikküste Perus. Archäologen hatten hier Hügel-Strukturen entdeckt, die aus der Zeit der Paracas-Kultur stammen, die in dieser Region von etwa 800 bis 100 v. Chr. existierte. Die Forscher um Charles Stanish von der University of California in Los Angeles haben die Konstruktionen nun genaueren Untersuchungen und Vermessungen unterzogen, sowie Ausgrabungen in drei der Hügel durchgeführt.
Die Forscher konnten bei ihren Untersuchungen insgesamt 71 Geoglyphen-Linien, fünf Hügel, ringförmige Steinstrukturen und Spuren von Wohngebäuden in dem 40 Quadratkilometer großen Areal identifizieren. Die Hügel bilden die Zentren, von denen die Linien wie Strahlen ausgehen, berichten die Forscher. Zwei der Hügel besitzen eine U-förmige Struktur und weisen eine charakteristische Ausrichtung auf: Sie sind der Richtung zugewandt, in der zur Zeit der Paracas-Kultur die Sonne während der Sonnenwende im Juni aufging. Andere Strukturen sind hingegen auf die Position des Sonnenaufgangs zur Winter-Sonnenwende ausgerichtet, zeigten die Untersuchungen.
Rituell geprägte Kunst-Landschaften
Bei den Ausgrabungen entdeckten Stanish und seine Kollegen auch Keramiken, die sie anhand ihrer Merkmale der Spätzeit der Paracas-Kultur zuordnen. Ihnen zufolge sind die Konstruktionen in Chincha damit etwa 2.300 Jahre alt. Somit sind die Anlagen etwa 300 Jahre älter als die Nazca-Linien, sagen die Forscher. Diese Ergebnisse belegen, dass die Menschen der Paracas-Kultur bereits komplexe rituell geprägte Kunst-Landschaften konstruierten, bevor die eindrucksvollen Anlagen auf der Nazca-Ebene entstanden.
Welchem Zweck die Konstruktionen genau dienten, darüber lässt sich weiterhin nur spekulieren. Vermutlich markierten die Strukturen in Chincha die Zeiten von Ritualen oder sozialen Aktivitäten im Jahresverlauf, sagen die Wissenschaftler. Möglicherweise kamen die Menschen zu Veranstaltungen hier regelmäßig zusammen. Die Lage der Geoglyphen in der Wüste zwischen dem Hochland und der Küste könnte auch der kulturellen Integration der Küsten-und Bergbevölkerung gedient haben, meinen die Archäologen.