Richard Semba von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore sind dem Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Resveratrol und gesundheitlichen Effekten durch einen cleveren Ansatz nachgegangen: Sie erfassten nicht die Wirkung von Nahrungsmittelergänzungen, sondern untersuchten den Zusammenhang zwischen einem Abbauprodukt des Resveratrols im Urin von Probanden und deren gesundheitlichen Parametern in einem Zeitraum von neun Jahren. Die Urinproben der insgesamt 783 Studienteilnehmer dokumentierten also, wie viel Resveratrol sie regelmäßig über ihre typische Ernährungsweise zu sich nehmen. Zusätzlich erfassten die Wissenschaftler die Sterberaten und Gesundheitszustände der Probanden, die zu Studienbeginn mindestens 65 Jahre alt waren.
Es gibt vermutlich andere Wirkstoffe
Die statistischen Auswertungen ergaben: Wer besonders viel Resveratrol über die Nahrung aufnimmt, besitzt gegenüber Menschen, die kaum Spuren des angeblichen Wunderstoffes im Urin besitzen, keine gesundheitlichen Vorteile. Die Sterberate, Häufigkeit von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Anzeichen von Entzündungen im Blut der Probanden waren den Statistiken zufolge nicht mit der Aufnahme von Resveratrol gekoppelt. Das Fazit von Richard Semba lautet: „Die Resveratrol-Geschichte scheint ein weiteres Beispiel für einen Gesundheits-Hype zu sein, der einer Überprüfung nicht standhält“.
Doch das bedeutet nicht, dass die typisch Resveratrol-haltigen Lebensmittel wirkungslos sind, betonen die Forscher. Studien haben die positiven Effekte eines moderaten Rotweinkonsums bereits gut dokumentiert und auch die günstigen Wirkungen von dunkler Schokolade und Beerenobst sind belegt. „Die positiven Effekte kommen aber offenbar von anderen Polyphenolen oder Substanzen in diesen Lebensmitteln“, sagt Semba. „Es handelt sich um komplexe Nahrungsmittel – unsere Studienergebnisse belegen nur, dass Resveratrol nicht das Geheimnis hinter ihren Gesundheitseffekten zu sein scheint“, so der Forscher.