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„Spuren in die eigene Vergangenheit“

Geschichte|Archäologie

„Spuren in die eigene Vergangenheit“
bild der wissenschaft traf die drei Fährtenleser des Projekts „Tracking in Caves“ einen Tag vor ihrer Rückreise nach Namibia. Tsamkxao Ciqae sprach für die Gruppe.

bild der wissenschaft: Herr Ciqae, wie wird man Fährtenleser?

Tsamkxao Ciqae: Man lernt das Spurenlesen von seinen Eltern. Als kleiner Junge bin ich oft mit meinem Vater oder meinem Großvater hinausgegangen, um zu jagen.

Können denn auch Frauen und Mädchen Fährten lesen?

Nein. Die Mädchen lernen von ihren Müttern etwas über die Gartenarbeit, sammeln Wurzeln und Früchte. Sie lesen keine Spuren. Aber sie gucken sich ein bisschen was von uns ab. Sie sehen uns oft beim Spurenlesen zu. Im Dorf betrachten wir immer wieder die Fußabdrücke unserer Frauen und Kinder, um herauszufinden, wo sie sind oder wie lange sie schon weg sind. Die meisten von uns haben keine Handys. Anrufen können wir sie also nicht. Deshalb lesen wir aus ihren Spuren, wo sie sich aufhalten.

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Wie war es, in den Steinzeit-Höhlen derart alte Spuren zu sehen?

Als ich die Spuren las, musste ich an meine Vorfahren denken. Das hat mir Tränen in die Augen getrieben. Diese Spuren brachten mich in meine eigene Vergangenheit zurück.

Wie lange dauert es, eine Fußspur zu lesen?

Ungefähr eine halbe Stunde dauert es, den Abdruck zu bestimmen und zu besprechen. Spuren von Menschen sind schwieriger zu lesen als von Tieren. Meistens lesen wir Tierspuren. Das dauert wenige Minuten oder Sekunden.

Wie genau läuft das Lesen ab?

Jeder von uns Dreien liest die Spur und bildet sich eine Meinung. Dann tauschen wir uns aus. Denn es kann sein, dass ich die Fährte falsch interpretiert habe, und die anderen beiden richtig. Wir wägen unsere Antworten dann untereinander ab. Beispielsweise sage ich: „Was ich sehe, ist die Spur einer Frau.“ Dabei ist uns wichtig: Wir sagen nicht, was wir glauben, sondern was wir sehen und wissen. Unsere Erfahrung hilft uns, die Spuren zu bestimmen. Ohne lange Erfahrung hat man keine Chance, Fährten zu entziffern.

Können Sie aus den Spuren auch herauslesen, ob jemand gesund oder krank war?

Ja, das können wir. Wenn ich krank bin, verlagere ich das Gewicht meines Körpers und ich mache nur kurze Schritte, weil ich nicht schnell gehen kann. Wenn Ihre Spur im Boden regelrecht eingegraben ist, dann sind Sie gelaufen. Und sollten Sie betrunken sein und taumeln, erkenne ich das auch an Ihrer Spur.

Sind durch die steinzeitlichen Höhlen denn Betrunkene gelaufen?

Nein, das nicht. (lacht) Alle waren wohlauf.

In der Höhle Tuc d’Audoubert gingen zwei Personen auf den Fersen durch eine Lehmgrube. Haben Sie eine Idee, warum?

Menschen versuchen manchmal, ihre Spuren zu verschleiern. Sie wollen verhindern, dass jemand weiß, dass sie da waren. Wir haben das Tilman Lenssen-Erz und Andreas Pastoors gesagt. Sie meinen, die beiden wollten unerkannt bleiben – von echten Menschen oder auch Geistwesen –, als sie Lehm für ein Kunstwerk aus der Grube holten.

Hat denn in den Höhlen, die Sie besucht haben, jemand getanzt?

Nein, wir haben keine Hinweise auf Tänze gefunden. Alle gingen gemächlich. Warum hätten sie tanzen sollen?

Manche Wissenschaftler vermuten, sie wollten übernatürliche Wesen kontaktieren.

Hätten sie getanzt, hätten wir das an den Spuren ablesen können.

Das Gespräch führte Karin Schlott.

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