Studenten sind nicht immer wissbegierige Engel, das ist wohl kaum ein Geheimnis. Um herauszufinden, was die Schlawiner während der Vorlesung konkret treiben, haben die Forscher um Vera Gehlen-Baum und Armin Weinberger sich gleichsam als Spione betätigt: Sie setzten sich in Vorlesungen und analysierten mit einem von ihnen entwickelten Schema die Tätigkeiten der Studenten. Es handelte sich um Vorlesungen in Betriebswirtschaft, Erziehungswissenschaft und Informatik. „Studien haben gezeigt, dass diese drei Fächer den Durchschnitt der Studienlandschaft gut repräsentieren”, erklärt Gehlen-Baum ihre Auswahl.
„Die Aktivitäten haben wir in zwei Kategorien eingeteilt”, sagt die Forscherin: „Vorlesungsnah sind zum Beispiel Tätigkeiten, bei denen Studenten auf ihrem Laptop mitschreiben oder die Folien der Präsentationen verfolgen. Vorlesungsfern sind hingegen Tätigkeiten wie Surfen im Internet oder Freunde über soziale Netzwerke kontaktieren.” Insgesamt haben die Forscher das Verhalten von 600 Studenten erfasst. „Informatiker setzen in der Regel auf Laptops, bei den BWL-Studenten haben wir alle Arten von Geräten gefunden, die Erziehungswissenschaftler waren die Gruppe mit den wenigsten Geräten”, sagt Gehlen-Baum.
Surfen im Internet, Computerspiele…
Die Forscher kommen zu de Fazit: „Die meisten Studenten, die wir beobachtet haben, beschäftigten sich mit vorlesungsfernen Aktivitäten.” Den ersten Platz belegte dabei das Surfen im Internet gefolgt von Computerspielen und sozialen Netzwerken. E-Mails geschrieben haben nur wenige Studenten. Die Wissenschaftler haben zusätzlich untersucht, wie die Dozenten ihren Unterricht gestalten. „Die meisten Dozenten halten einen reinen Frontalunterricht, in dem sie den Studenten neue Informationen präsentieren”, sagt die Forscherin. „Eine Interaktion mit den Studenten, etwa in Form von Fragen, kommt nur selten vor.” Aber auch dabei konnten die Forscher nicht feststellen, dass die Aufmerksamkeit der Studenten größer gewesen sei.
Laptop, Tablet-PC oder auch Smartphones aus dem Hörsaal zu verbannen, ist den Forschern zufolge allerdings keine sinnvolle Maßnahme. Sie setzen stattdessen auf verbesserte Strategien: „Wir möchten eher neue Methoden entwickeln, mit denen Dozenten Studenten besser in ihre Vorlesungen einbinden können”, sagt Gehlen-Baum. Einen Ansatz, den sie und ihre Kollegen derzeit in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilian-Universität in München verfolgen, ist die Internetplattform „Backstage”. Sie hilft Dozenten dabei, ihren Unterricht besser zu strukturieren und die Zuhörer gezielt einzubinden. Letztlich sei das die beste Strategie, um das Ausufern vorlesungsferner Aktivitäten einzudämmen, meinen die Forscher.