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Irdischer UV-Rekord

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Irdischer UV-Rekord
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Blick vom Vulkan Licancabur in den bolivianischen Anden (Nathalie Cabrol)
In der Antarktis oder selbst dem Nordpolargebiet wäre eine hohe UV-Strahlung nichts Ungewöhnliches. Denn dort liegen die beiden großen Ozonlöcher der Erde – Bereiche, in denen die schützende Ozonschicht stark ausgedünnt ist. Doch jetzt melden Forscher einen extremen UV-Rekord aus einer ganz anderen Region: aus den bolivianischen Anden. Für kurze Zeit übertraf dort die UV-B-Strahlung alles jemals auf der Erde gemessene. Verursacht wurde dieser UV-Peak vermutlich durch ein Zusammentreffen gleich mehrerer ungünstiger Umstände. Für die Forscher ist dieses Ereignis ein Anlass zur Warnung: Denn Ähnliches könnte jederzeit wieder vorkommen.

Ohne den unsichtbaren Filter der Ozonschicht gäbe es das Leben auf der Erde vielleicht nicht. Denn erst die Ansammlung der dreiatomigen Sauerstoffmoleküle in der Stratosphäre fängt einen Großteil der energiereichen UV-Strahlung ab, die von der Sonne ausgeht und auf die Erde trifft. Dennoch kommt ein Rest dieser Wellen durch und kann je nach Intensität akute oder langfristige Gesundheitsschäden bei Lebewesen auslösen. Die etwas langwelligere UV-A-Strahlung fördert die Bildung aggressiver freier Radikale in der Haut, diese können Zellschäden und langfristig Hautkrebs auslösen. Noch direkter wirkt die kurzwelligere UV-B-Strahlung: Sie dringt zwar nicht tief in die Haut ein, verursacht dafür aber sehr schnell einen Sonnenbrand und verursacht DNA-Schäden in den Hautzellen, die ebenfalls zum Hautkrebs führen.

Absoluter UV-Rekord

Weil die Intensität dieser Strahlung nicht überall auf der Welt und nicht zu allen Zeiten gleich stark ist, wird der jeweilige UV-Wert weltweit mit Hilfe von Dosimeter-Netzwerken überwacht. Zwei dieser Dosimeter waren in den Jahren 2003 und 2004 in den bolivianischen Anden installiert – auf 5.900 und 4.300 Metern Höhe. Wegen der geringen Luftfeuchtigkeit, der sehr reinen Luft und einer über den Tropen ohnehin dünneren Ozonschicht liegen die  UV-Werte in dieser Region deutlich höher als beispielsweise in Mitteleuropa. Der UV-Index kann Werte oberhalb von 11 erreichen – und damit über der Grenze, ab der ein ungeschützter Aufenthalt im Freien nicht empfohlen wird.

Nathalie Cabrol vom Ames Research Center der NASA in Moffet Field und ihre deutschen Kollegen registrierten jedoch im Dezember 2003 einen zuvor noch nie gemessenen Rekord: Innerhalb weniger Tage stieg die UV-B-Strahlung bis auf einen Indexwert von 43,3 am 29. Dezember an und erreichte auch an den Folgetagen erhöhte Werte. „Das sind die höchsten Werte, die jemals irgendwo auf der Erde registriert worden sind“, konstatieren die Forscher. Sie seien hoch genug, um bei Tieren und Pflanzen Schäden zu hinterlassen. Zwar ist diese Andenregion nur dünn besiedelt, aber die Gesundheit der Bewohner kann durch solche Rekordwerte beeinträchtigt werden – vor allem, wenn sich solche Ereignisse wiederholen.

Fatale Kombination

Was aber hatte diesen UV-Rekordwert hervorgerufen? Um das herauszufinden, analysierten die Forscher Wetterdaten für diese Zeitperiode und zogen auch Informationen zur Sonnenaktivität hinzu. Wie sie berichten, gab es offenbar gleich mehrere Faktoren, die einerseits die schützende Ozonschicht in diesem Gebiet schwächten, andererseits für eine starke UV-Einstrahlung sorgten. So hatten ausgedehnte Waldbrände westlich und nördlich der Standorte kurz zuvor Gase und Schwebstoffe freigesetzt, die den Ozonabbau in der Stratosphäre fördern. Denn gerade am Rand der Anden können aufsteigende Luftmassen Schwebstoffe bis in höhere Luftschichten hinaufreißen, wie die Wissenschaftler erklären. Hinzu kam eine kosmische Komponente: Erst kurze Zeit vorher hatte ein starker Plasmaausbruch auf der Sonne große Mengen energiereicher Strahlung und Teilchen in Richtung Erde geschleudert.  Noch bis in den März 2014 hinein ereigneten sich immer wieder stärkere Sonnenstürme. Dieses Bombardement setzt der Ozonschicht zu und führt gleichzeitig dazu, dass mehr UV-Strahlung bis zum Erdboden durchdringt als gewöhnlich.

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„Damit ist dieser Besorgnis erregende UV-Rekord zwar das Ergebnis einer fatalen Kombination von Faktoren – dies könnte aber wieder
passieren“, sagt Cabrol. Denn Sonnenstürme und Waldbrände sind alles andere als selten. Hinzu kommt: Klimaforscher sagen voraus, dass sich die Ozonschicht über den Tropen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten durch den Klimawandel weiter ausdünnen wird. Solche UV-Rekorde könnten dann noch häufiger vorkommen. „Noch ist dieser Rekord nicht direkt mit dem Klimawandel verknüpft, er ist aber ein Vorbote dessen, was wir erwarten müssen, wenn das Ozon dünner wird“, warnt Cabrol.

Quele:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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