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Die defekte Digitaluhr

Allgemein

Die defekte Digitaluhr

Sunny ist ein Hippie der Flower-Power-Generation und einer der letzten seiner Art. Seit den 60er-Jahren lebt er auf einem heruntergekommenen Bauernhof in einem emsländischen Moor, baut heimlich und nur für den Eigenbedarf Marihuana an und lebt von gelegentlichen Aushilfsjobs. Den Sprung ins Erwachsenenleben hat er nie geschafft. Eigentlich heißt er Werner, ist mein Onkel und wird im nächsten Jahr 70 Jahre alt. Als ich vor einiger Zeit beruflich in Papenburg zu tun hatte, besuchte ich ihn auf dem Rückweg.

„Peace!“, begrüßte er mich. Sunny hat zwar nur noch wenige Haare, aber die trägt er schulterlang. Sein viel zu weites geblümtes Hemd hing über die orangefarbene Schlabberhose, und vor seiner Brust baumelte an einer Kette ein großes metallenes Friedenssymbol. Trotz des kalten Wetters ging er barfuß. Durch die Wohnung krähte Janis Joplin ihren Song „Me and Bobby McGee“. Die Musik kam von einer alten Stereoanlage mit einem Plattenspieler, auf dessen Teller sich eine Schallplatte drehte. So etwas hatte ich seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gesehen.

„Ich wollte gerade etwas essen“, sagte Sunny. „Du hast doch sicher auch Hunger.“ Ich blickte verstohlen zum Herd, wo in einem Topf ein unangenehm riechender grauer Brei blubberte. Obwohl ich einen recht robusten Magen habe, griff ich zu einer Notlüge. „ Nein, danke. Ich habe gerade gegessen.“ „Aber ein Glas Apfelwein trinkst du doch sicher mit? Ich habe ihn selbst gekeltert.“ Das konnte ich schlecht ablehnen. Der Wein war sehr mild, schien mehr Alkohol zu enthalten als üblich und schmeckte überraschend gut. Es blieb nicht bei einem Glas.

Aber ich musste noch einen weiten Weg fahren, und als es zu dämmern begann, fragte ich: „Wie spät ist es eigentlich?“ Wortlos wies Sunny auf eine uralte Digitaluhr mit rot leuchtenden Zahlen, die neben seiner Stereoanlage stand. Die Ziffern wirkten etwas verstümmelt. „Aber die Uhr ist defekt“, sagte ich. „Nein, nicht wirklich“, winkte Sunny ab. „Das Uhrwerk ist in Ordnung. Nur einige Segmente der Anzeigen funktionieren nicht mehr. Trotzdem kann man die Uhrzeit meistens eindeutig ablesen.“

Auf der Heimfahrt musste ich an die Uhr meines Onkels denken. Sie hatte eine vierstellige Zeitanzeige und lief im 24-Stunden-Modus. Die ersten beiden Stellen zeigten die Stunden an, die letzten beiden die Minuten. Die vier Ziffern wurden durch Sieben-Segment-Anzeigen dargestellt. Bei einer Stunden- bzw. Minutenzahl, die kleiner als 10 war, wurde als Zehnerstelle eine 0 angezeigt.

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Wenn bei einer solchen Uhr etliche Segmente der Anzeiger defekt sind, man aber nicht weiß, wie viele und welche, gibt es dennoch unter Umständen Uhrzeiten, die man auf der Uhr eindeutig ablesen kann. Wissen Sie, wie viele der 28 Segmente einer solchen Uhr höchstens defekt sein dürfen, damit es im Lauf eines Tages mindestens eine eindeutige Anzeige gibt? Wären keine Segmente der Anzeigen defekt, sähen die zehn Ziffern so aus, wie es die Abbildung oben zeigt.

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung auf einer Postkarte oder per E-Mail bis zum 31. August 2014 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 08|14″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Einsendungen der Lösung (aber bitte keine Leserzuschriften/Kommentare) per E-Mail an: cogito@konradin.de

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im November-Heft 2014 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.

… und das gibt es zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden fünf Bücher ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Buchpreis ist „Im Universum der Zeit“ von Lee Smolin. Darin fordert der streitbare Physik-Professor am Perimeter-Institut im kanadischen Waterloo eine physikalische Neubetrachtung der Zeit: Er ist überzeugt, dass sie keineswegs eine Illusion ist, sondern sogar eine fundamentale Rolle spielt. „Alle Rätsel – vom Urknall bis zur Zukunft des Universums, von den Rätseln der Quantenphysik bis zur Vereinheitlichung von Kräften und Teilchen – laufen auf das Wesen der Zeit hinaus.“ Smolins mitreißend geschriebenes Buch beschränkt sich nicht auf Physik und Kosmologie, sondern zielt auch weit in die Philosophie und Literatur. Mehr Informationen finden Sie unter: www.dva.de

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

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Wissenschaftslexikon

Ter|pen|tin  〈n. 11; unz.〉 1 〈Bot.〉 dickflüssiges Harz bestimmter Kiefernarten, das feste Harzanteile u. Terpentinöl enthält 2 〈kurz für〉 Terpentinöl … mehr

Ge|birgs|schlag  〈m. 1u; Bgb.〉 1 plötzl. Spannungsentladung in Gesteinsmassen, deren Gleichgewicht durch die Herstellung bergmännischer Hohlräume, besonders Abbaue, gestört ist 2 Zusammenbrechen von Grubenbauen mit oft großen Zerstörungen … mehr

Fich|te  〈f. 19; Bot.〉 Angehörige einer Gattung der Kieferngewächse, auf der nördl. Halbkugel heimischer Nadelbaum mit vierkantigen, allseits wenigen, spitzen Nadeln, dessen Zapfen hängend sind u. als Ganzes abfallen: Picea; Sy Rottanne … mehr

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