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Der kleine Unterschied – auch im Darm

Erde|Umwelt

Der kleine Unterschied – auch im Darm
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DIe Darmflora von Mann und Frau ist nicht gleich und reagiert auch anders (thinkstock)
Unsere Darmflora ist für die Gesundheit enorm wichtig – das belegen Studien der letzten Jahren immer wieder. Wie sich jetzt zeigt, spielen für die Zusammensetzung dieser Mikrobengemeinschaft aber nicht nur die Ernährung und die Gene eine wichtige Rolle: Es macht auch einen großen Unterschied, ob die Darmflora einem Mann oder einer Frau gehört, wie ein internationales Forscherteam herausfand. Auf eine Ernährungsumstellung reagieren die Bakterien im Männerdarm deutlich anders als ihre Artgenossen im Darm einer Frau. Das aber bedeutet, dass es noch schwieriger wird, konkrete Ratschläge für eine möglichst gesunde und für die Darmflora günstige Ernährung zu entwickeln.

Sie sind da und sie sind viele: In jedem von uns leben mehr Darmbakterien als menschliche Zellen. Mehr als 500 verschiedene Arten bevölkern das feucht-warme Biotop unseres Verdauungstrakts. Allein im Dünndarm tummeln sich in jedem Milliliter Darmflüssigkeit bis zu einer Milliarde Bakterien, im Dickdarm sind es noch eine Größenordnung mehr. Welchen Einfluss diese bakteriellen Mitbewohner auf unsere Gesundheit haben, wird in den letzten Jahren mehr und mehr klar. Nicht nur bei Darmerkrankungen, auch im Zusammenhang mit Übergewicht und Diabetes spielt die Darmflora eine wichtige Rolle. Forscher suchen daher nach Möglichkeiten, über die Ernährung die Darmflora gezielt so zu beeinflussen, dass sie sich in die richtige, gesunde Richtung entwickelt. Das allerdings ist nicht einfach, denn die Wechselwirkungen der Mikroben mit der Nahrung, unserem Körper und untereinander sind komplex – und wie sich jetzt zeigt sogar geschlechtsspezifisch.

„Wir haben uns nicht nur gefragt, wie die Ernährung das Mikrobiom beeinflusst, sondern auch, ob bei Männern die gleichen Diäteffekte auftreten wie bei Frauen“, erklärt Erstautor Daniel Bolnick von der University of Texas in Austin. Dafür analysierten die Forscher die Mikrobenarten im Darm von Fischen, Mäusen und auch des Menschen und verglichen, wie sich ihre Zusammensetzung durch verschiedene Ernährungsweisen bei beiden Geschlechtern änderte. Das Ergebnis: Sowohl bei Mensch als auch den Fischen zeigten sich tatsächlich deutliche Unterschiede. Selbst wenn Männer und Frauen das Gleiche in den gleichen Mengen aßen, wirkte sich dies nicht in gleicher Weise auf ihre Darmflora aus, wie die Forscher berichten: In einigen Fällen dominierten bei dem einem Geschlecht andere Bakterienarten, in anderen unterschied sich die Artenvielfalt zwischen Männern und Frauen hinterher erheblich.

Es wird komplizierter

„Die ganze Zeit sind wir davon ausgegangen, dass Ernährung bei Männern und Frauen gleich wirkt“, sagt Bolnick. „Aber jetzt wissen wir, dass Ernährung und Geschlecht miteinander wechselwirken.“ Warum das so ist, ist noch unklar. Die Forscher nennen aber mindestens zwei Mechanismen, auf denen diese Interaktion beruhen könnte: Zum einen könnten die geschlechtsspezifischen Hormone die Darmflora jeweils unterschiedlich beeinflussen, zum anderen ist bekannt, dass Männer und Frauen sich auch in ihrem Immunsystem unterscheiden. Auch dies könnte daher beeinflussen, welche Mikroben im Darm unter verschiedenen Bedingungen überleben oder sterben.

Auch für die Erforschung möglicher Therapien gegen eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora haben die neuen Erkenntnisse große Bedeutung, wie die Forscher erklären. Denn interessanterweise zeigten sich die beim Menschen festgestellten Geschlechtsunterschiede ausgerechnet bei den Mäusen nicht. Bei ihnen reagiert die Darmflora von Männchen und Weibchen offenbar relativ gleich auf Ernährungsumstellungen. „Die meiste Forschung wird jedoch an Labormäusen durchgeführt – künftig müssen wir diese Ergebnisse daher sehr vorsichtig interpretieren“, sagt Bolnick. Denn es erscheint nun sehr wahrscheinlich, dass Ernährungsstudien an Mäusen zumindest im Hinblick auf die Darmflora nur bedingt auf den Menschen übertragbar sein könnten – oder nur auf ein Geschlecht.

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Noch sind die Forscher ohnehin nicht so weit, genau sagen zu können: Iss das, dann bleibst du von Übergewicht oder Diabetes verschont. „Um Menschen zu einem bestimmten Verhalten zu raten, müssen wir erst genauer wissen, welche Mikroben günstig und erwünscht sind“, erklärt Bolnick. Das jedoch ist wegen der komplexen Interaktionen alles andere als einfach. Aber immerhin bringt das Wissen um die geschlechtsspezifischen Reaktionen die Wissenschaftler schon einen Schritt weiter: „Jetzt können wir in die Studien gehen und nach Effekten schauen, von denen wir vorher nicht einmal wussten“, so der Forscher.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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