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Heute ist Weltlinkshändertag

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Heute ist Weltlinkshändertag
Linkshänder haben es in der Rechtshänder-Welt oft schwer – wie sich das ändern lässt, erklärt Agnes Maria Forsthofer, Vorsitzende des Vereins „Linkshänder e.V.” im Interview.

Am Dienstag, dem 19. August, erscheint das September-Heft von bild der wissenschaft mit dem großen Titelthema „Händigkeit”. Und heute ist übrigens Weltlinkshändertag! Den feiern die Linkshänder schon seit den Siebzigerjahren. Er soll die Hürden bewusst machen, denen sie in der Rechtshänder-Welt begegnen.

bdw traf in München die Vorsitzende des Vereins „Linkshänder e.V.”, Agnes Maria Forsthofer. Die 56-jährige Linkshänderin hielt sich jahrelang für ungeschickt, bis sie als junge Erwachsene entdeckte, dass es mehr Linkshänder-Gebrauchsgegenstände gibt als nur die Bastelschere. Seitdem setzt sie sich für mehr Aufklärung und einen flexibleren gesellschaftlichen Umgang mit Linkshändigkeit ein. Außerdem vertreibt sie ein kleines Sortiment an Linkshänder-Artikeln. Lesen Sie hier das Interview mit der quirligen Münchnerin, die das Herz am rechten – also linken – Fleck hat.

bdw: Welche Ziele hat Ihr Verein „Linkshänder eV.”?

Agnes Maria Forsthofer: Wir sind ein kleiner gemeinnütziger Verein. Wir organisieren Kurse, Vorträge, Malpartys für Kinder und viele andere Veranstaltungen, um über Linkshändigkeit zu informieren. Zusätzlich bieten wir Beratung an. Ganz unterschiedliche Menschen nehmen unsere Angebote in Anspruch. Oft sind es ältere linkshändige Menschen, die als Kind umgeschult wurden und ihre Geschichte erzählen wollen. Es kommen aber auch rechtshändige Eltern zu uns, die nicht wissen, wie sie mit ihrem linkshändigen Kind umgehen sollen. Kinder passen sich in der Krippe oder im Kindergarten oft an ihr rechtshändiges Umfeld an, weil sie nicht anders sein wollen.

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Haben Linkshänder im Alltag Probleme, weil die meisten Gebrauchsgegenstände für Rechtshänder gemacht sind?

Auf jeden Fall: Brotmesser, Geldbörse, Eisportionierer, Schäler, Geflügelschere – alle diese Dinge sind normalerweise für Rechtshänder gemacht. Viele Linkshänder denken, sie wären ungeschickt, weil ihnen ganz alltägliche Handgriffe nicht glücken. Dabei haben sie oft nur das falsche Handwerkszeug. Beispielsweise sind Brotmesser nur auf einer Seite geschliffen. Für Linkshänder ist das aber die falsche Seite! Ähnlich ist es bei Anspitzern: Vielen erwachsenen Linkshänderinnen brechen die Kosmetikstifte genauso ab wie die Buntstifte als Kind.  Beim Spitzen muss man als Linkshänder nämlich nach innen drehen, was vielen schwer fällt – probiert man es dann mit Gewalt, gehen die Stifte kaputt. Für viele Linkshänder ist es ein Aha-Erlebnis, wenn sie begreifen, warum ihnen gewisse Dinge nicht gelingen. Das befreit ungemein.

Wo sehen Sie in Deutschland noch Verbesserungsbedarf?

Vor allem bei der Erziehung. Erzieherinnen und Lehrerinnen sind oft überfordert mit linkshändigen Kindern. Beim Schreibenlernen gibt es Schwierigkeiten. Als Linkshänder würde man am liebsten von rechts nach links, in Spiegelschrift, schreiben. Oft schreiben linkshändige Kinder die Zahlen verkehrt, oder sie vertauschen b und d – dann denken die Lehrer oft fälschlicherweise, das Kind sei Legastheniker. Die meisten Grundschulbücher erklären das Buchstabenschreiben mit Pfeilen, die so aber nur für Rechtshänder passen. Ich glaube, dass dadurch eine Lernschwäche entstehen kann. Die Kinder bemühen sich mehr darum, wie sie schreiben, als was sie schreiben.  

Am 13. August ist Weltlinkshändertag. Welches Programm wird in München geboten?

Dieses Jahr sind wir in der Spielstadt Mini-München eingeladen. Wir wollen den Schwerpunkt auf das Thema „Schrift” legen und auch endlich das Vorurteil widerlegen, dass Linkshänder nicht schön schreiben können. Das stimmt nicht! Viele linkshändige Kinder sitzen in der Schule in einer Dreierbank zwischen Rechtshändern und haben schlicht und einfach nicht genug Platz zum Schreiben. Es wird auch ein Spiegelschrift-Kabinett geben. Das ist ein Kasten, in den man seinen Kopf steckt und auf einen Spiegel schaut. Darin spiegelt sich ein Blatt Papier, das man sowohl mit rechts als auch mit links beschreiben soll. Dabei sollen die Augen auf dem Spiegel bleiben – das verwirrt total! Und es ist witzig zu sehen, wann die Kinder das knacken.

Homepage des Linkshänder-Vereins: http://linkshaender-ev.de/

© wissenschaft.de – Ismene Kolovos
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