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Elterlicher Anruf mit gefährlichen Folgen

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Elterlicher Anruf mit gefährlichen Folgen
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Credit: Thinkstock
Mal eben telefonieren oder eine kurze Nachricht schreiben: Junge Fahrer lassen sich im Auto oft von ihrem Handy ablenken – mit fatalen Folgen. Nicht selten entstehen durch Ablenkung am Steuer schwerwiegende Unfälle. Anders als in Deutschland dürfen Teenager in vielen Staaten der USA schon ohne Begleitung Autofahren. Unter ihnen ist der Anteil der tödlichen Unfälle, bei denen ein Handy im Spiel war, dabei fast doppelt so hoch wie unter den Erwachsenen. Eine neue Umfrage offenbart jetzt: Paradoxerweise sind es häufig die besorgten Eltern, die ihre Kinder zu riskanten Telefonaktionen im Auto verleiten.

Dass bereits Sechzehnjährige allein mit dem Auto unterwegs sind, ist in den USA üblich. Normal ist offenbar auch, dass die meisten Teenager sich beim Fahren nicht nur auf die Straße, sondern auch auf ihr Handy konzentrieren. Laut einer Umfrage der gemeinnützigen Organisation „Students Against Destructive Decisions“ aus dem Jahr 2013 benutzen 86 Prozent der befragten 11.- und 12.-Klässler beim Autofahren regelmäßig ihr Mobiltelefon.

Was verführt die Jugendlichen zu diesem riskanten Verhalten? Um das herauszufinden, befragte ein Forscherteam um die Psychologin Noelle LaVoie vom Forschungsinstitut „Parallel Consulting“ im kalifornischen Petaluma 395 junge Fahrer zwischen 15 und 18 Jahren. Das Interesse der Wissenschaftler galt dabei vor allem der Frage, warum Teenager am Steuer telefonieren und texten – obwohl sie die damit verbundenen Gefahren ganz genau kennen. Seine Ergebnisse präsentiert das Team dieses Wochenende auf der Annual Convention der American Psychological Association in Washington D.C. Die überraschendste Erkenntnis dürfte dabei wohl die folgende sein: Ausgerechnet Eltern sind ein wichtiger Ablenkungsfaktor.

Telefonieren mit den Eltern, texten mit Freunden

Zum einen sind sie ihren Kindern ein schlechtes Vorbild, weil sie häufig selbst beim Autofahren telefonieren: In der von den National Institutes of Health geförderten Umfrage gab ein Großteil der Teenager an, dass ihre Eltern im Auto das Handy benutzten. Und dass das ja ohnehin jeder tue. Zum anderen rufen Eltern ihre Kinder offensichtlich auch oft an, während diese im Auto sitzen. Teenager fühlen sich in solchen Fällen gezwungen, den elterlichen Anruf anzunehmen: „Die Jugendlichen gaben an, ihre Eltern würden erwarten, dass sie erreichbar seien“, sagt LaVoie. „Sie sagten auch, ihre Eltern würden sauer werden, wenn sie nicht ans Handy gingen.“ In vielen Fällen sind es demnach besorgte Eltern, die ihre Sprösslinge ablenken: Von den 15- bis 17-jährigen Befragten telefonieren 37 Prozent beim Autofahren mit ihren Eltern. Unter den 18-Jährigen sind es sogar 50 Prozent. Freunde hingegen sind seltener am anderen Ende der Leitung. Sie wiederum spielen beim Texten eine weitaus größere Rolle: Während nur 16 Prozent der 18-Jährigen ihren Eltern vom Auto aus Nachrichten schicken, schreiben 57 Prozent ihren Freunden.

 Nach Ansicht der Forscher müssen Eltern einsehen, dass es gefährlich ist, mit ihren Kindern zu telefonieren, während diese Auto fahren. Sie raten: „Fragen Sie immer erst, ob ihr Kind gerade mit dem Auto unterwegs ist. Falls dass der Fall ist, bitten Sie es, später zurückzurufen oder zunächst in Ruhe nach einem Halteplatz zu suchen.“ Diesen Tipp dürfen sich sicherlich auch deutsche Eltern zu Herzen nehmen. Denn auch hierzulande gelten junge Fahrer als Hochrisikogruppe. Sie setzen sich nicht nur häufiger unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ans Steuer, sondern sind auch oft unkonzentriert: Laut einer Erhebung, die das Allianz Zentrum für Technik unter Autofahrern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt hat, lassen sich 18- bis 24-Jährige weitaus häufiger ablenken als Fahrer anderer Altersgruppen. Jeder zweite von ihnen telefoniert während der Fahrt. 40 Prozent lesen SMS oder E-Mails im Auto. Unter den 25- bis 64-Jährigen hingegen ist es nur jeder 30., der beim Autofahren telefoniert oder Nachrichten auf dem Handy liest.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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