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Zu deftige Rezepturen

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Zu deftige Rezepturen
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Credit: Thinkstock
Ein bisschen mehr Zucker, eine zusätzliche Prise Salz, eine Extraportion Fett – und schon steigen die Umsätze: In der Lebensmittelindustrie gilt offenbar das Prinzip „viel hilft viel“. Das Resultat: Fast alle verarbeiteten Lebensmittel enthalten Zucker, Salz und Fett in ungünstig hohen Mengen. Darüber berichten Wissenschaftler des EU-Projekts SALUX. Sie erforschen die Aspekte rund um die Gehalte an diesen gesundheitsrelevanten Geschmacksträgern in europäischen Lebensmitteln. Eine Verbesserung der Lage ist den Analysen der Forschern zufolge schwierig, da die gesundheitlichen Faktoren im Konflikt mit den Konsumentenvorlieben und wirtschaftlichen Interessen stehen.

„Heutzutage ist in fast allen Nahrungsmitteln Salz, Zucker oder Fett enthalten“, sagt Walter Vetter, Leiter des Fachgebiets Lebensmittelchemie an der Universität Hohenheim. Das von der EU geförderte Projekt SALUX verglich die Situation in zwölf EU-Ländern miteinander. Fazit: Überall nimmt man zu viel der bedenklichen Geschmacksstoffe zu sich. „Auf lange Sicht ist das gesundheitsschädlich“, so Vetter. Das Problem: Eine Änderung der Rezeptur kostet Geld. Dies würde vor allem kleine und mittelständische Nahrungsmittelhersteller in Bedrängnis bringen. Grundsätzlich besteht auch stets das Risiko, dass Verbraucher das  Reduzieren der Geschmacksstoffe nicht positiv aufnehmen.

Das wird den Forschern zufolge an dem Ergebnis einer schweizerischen Studie deutlich: Bei der experimentellen Untersuchung gingen die Wissenschaftler vom schweizerischen Bundesamt für Landwirtschaft der Frage nach: Wie süß mögen wir eigentlich unseren Joghurt? Fast alle Probanden gaben im Vorfeld an, dass ihnen Joghurt im Allgemeinen zu süß sei. Daraufhin ließen die Wissenschaftler die Teilnehmer Joghurts mit verschiedenem Zuckergehalt auf ihren Geschmack hin bewerten. Das überraschende Ergebnis: Der leckerste Joghurt war der mit der höchsten Menge an Zucker. Dennoch fanden ihn viele zu süß. Diese Studie zeigt, dass eine Reduzierung von Salz, Zucker oder Fetten oft eine komplexe Reformulierung der Lebensmittel erfordert.

Änderungen der Rezepturen sind problematisch

Eine Lösung wäre, dass die EU Richtlinien erlässt, die erlaubte Mengen von Salz, Zucker oder ungesunden Fetten in bestimmten Nahrungsmitteln vorgeben. Dem stehen aber die Vielfalt an unterschiedlichen Ernährungsvorlieben der Europäer und die Interessen der Industrieverbände im Wege. Den Hohenheimer Forschern zufolge könnte man deshalb eher den Hebel beim Verbraucher ansetzen: Eine Aufklärung gerade über die gesundheitlichen Gefahren von zu viel Zucker, Salz und Fetten sollte bereits im Kindergarten stattfinden.

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Haben sich Menschen allerdings einmal an hohe Mengen gewöhnt wird es schwierig: Auf ein zu schnelles und zu deutliches Reduzieren reagieren die Geschmacksnerven negativ und signalisieren dem Körper, dass ein Produkt nicht schmeckt. Lutz Graeve von der Universität Hohenheim sagt dazu: „Darum ist eine stetige Gewöhnung, eine sogenannte sensorische Adaption, an weniger Geschmacksstoffe ein wichtiger Schritt bei der Reformulierung der Nahrungsmittel. Eine Verbesserung der Gesundheit wäre die Folge. Das wiederum würde Kosten einsparen“, so der Wissenschaftler.

Über drei Jahre haben die Studienteilnehmer von SALUX aus zwölf EU-Staaten nun Informationen gesammelt, die dem Ziel, der Reduktion von Salz, Zucker und unerwünschten Fetten in den Lebensmitteln dienen könnten. Auf der Internetplattform von SALUX, im Bereich „Clearing House“, sind in allen Landessprachen Vorschläge zur Reformulierung seitens der Wissenschaft und Industrie gebündelt.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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