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Die goldene Kette

Allgemein

Die goldene Kette

Mein Großonkel Albert war bis zu seinem Ruhestand Empfangschef eines kleinen, aber luxuriösen Hotels in Berlin und weiß unzählige Anekdoten aus seinem langen Hotelleben zu berichten. „ Eines Tages“, so erzählte er bei seinem letzten Besuch, „betrat eine ältere Dame in einem Nerzmantel mit einem weißen Pudel auf dem Arm das Hotel und ging auf den Empfang zu. Die wenigen Sekunden, die sie zum Durchqueren der Halle brauchte, reichten mir als erfahrenem Empfangschef, um sie richtig einschätzen zu können.

Der Nerz war unecht und schon etwas abgetragen. Die Lippen waren mit Botox aufgespritzt und das Gesicht geliftet und zu stark geschminkt. Die Dame machte den Eindruck, 30 Jahre jünger wirken zu wollen und kein Geld zu besitzen. „Ich verlange ein großes und ruhig gelegenes Zimmer“, sagte sie arrogant und mit starkem französischem Akzent, bei dem ein geübtes Ohr einen ganz leichten Ruhrgebietsklang heraushören konnte. „Sie haben sicherlich reserviert, Madame?“, fragte ich. „Nein, das brauche ich nicht“, erwiderte sie überheblich und stellte ihren Pudel auf den Empfangstresen. „Ich bin Christine Chartres.“

Ich hatte den Namen noch nie gehört, sagte aber dennoch mit einer leichten Verbeugung: „Ja, natürlich“, und bot ihr ein Zimmer an, das kurz vorher ein Gast abgesagt hatte. Während ich die Dame einbuchte, erzählte sie mir von Filmen, in denen sie die Hauptrolle gespielt hätte. Ich kannte keinen davon. Als ich sie fragte, wie sie bezahlen wolle, antwortete sie: „Mit meiner Kreditkarte.“ Und sie schob mir eine Platinum Card zu. Ich warf einen Blick darauf. „Verzeihung, Madame, die Karte ist seit zehn Jahren abgelaufen.“ „Oh, da muss ich wohl versehentlich die falsche Karte eingesteckt haben“, meinte sie. „Ich zahle in bar bei meiner Abreise.“ Ich machte der Filmdiva höflich, aber bestimmt klar, dass ich das nicht akzeptieren dürfe. Sie erklärte, dass sie im Moment etwas knapp mit Bargeld sei und zog dann eine kurze goldene Kette mit elf Gliedern aus der Handtasche. Wir vereinbarten, dass sie mir jeden Tag für die Übernachtung im Voraus ein Kettenglied als Pfand geben würde. Doch am Morgen nach der elften Nacht, als schon alle Kettenglieder im Hoteltresor lagen, trat sie zusammen mit einem vornehmen älteren Herrn an den Empfang und löste ihre Kette wieder aus.“

Onkel Albert zündete sich umständlich eine Zigarre an und paffte ein paar Züge. Dann fuhr er fort: „Obwohl jede Nacht ein Kettenglied mehr in Tresor lag als in der Nacht zuvor, hatte die Filmdiva nicht alle elf Glieder aufgetrennt, denn wir konnten ja an jedem Abend Kettenteile tauschen. Ich weiß nicht mehr genau, wie es tatsächlich war, aber sie hätte mir beispielsweise am dritten Abend ein Stück Kette aus drei zusammenhängenden Glieder geben können und dafür die zwei Glieder der beiden Vorabende zurückerhalten.“ „Wie viele Glieder hatte sie denn insgesamt auftrennen müssen?“, fragte meine Frau. „Das weiß ich nicht, aber sie sagte mir, es sei die kleinstmögliche Zahl gewesen.“

Wissen Sie, wie viele und welche Glieder der Kette die Filmdiva aufgebogen hatte?

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So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung – ohne weitere Kommentare – bis zum 30. September 2014 entweder auf einer Postkarte an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 09|14″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

oder per E-Mail an: cogito@konradin.de

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Dezember-Heft 2014 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht. (Sonstige Zuschriften zu Cogito bitte an: wissenschaft@konradin.de)

… und das gibt es zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden fünf Bücher ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Buchpreis ist „Im Universum der Zeit“ von Lee Smolin. Darin fordert der streitbare Physik-Professor am Perimeter-Institut im kanadischen Waterloo eine physikalische Neubetrachtung der Zeit: Er ist überzeugt, dass sie keineswegs eine Illusion ist, sondern sogar eine fundamentale Rolle spielt. „Alle Rätsel – vom Urknall bis zur Zukunft des Universums, von den Rätseln der Quantenphysik bis zur Vereinheitlichung von Kräften und Teilchen – laufen auf das Wesen der Zeit hinaus.“ Smolins mitreißend geschriebenes Buch beschränkt sich nicht auf Physik und Kosmologie, sondern zielt auch weit in die Philosophie und Literatur. Mehr Informationen finden Sie unter: www.dva.de

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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