Wer bei Mathematik nur an schnöde Formeln denkt, ist auf dem Holzweg. Er übersieht die Schönheit der Wissenschaft – und die macht die Zahlenwelt auch für Laien reizvoll. Diese These stellt der Berliner Mathematik-Professor Günter M. Ziegler auf und untermauert sie in seinem neuen Buch eindrucksvoll.
Ziegler, der sich gerne als „Mathe-Aktivist“ bezeichnet, ist ein kurzweiliges und spannendes Bilder-Buch gelungen. Ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit erklärt er 24 Bilder, die für Nichtmathematiker auf den ersten Blick nur ganz hübsch sind, aber ihm als Geometrie-Profi die wahre Seele der Mathematik offenbaren. Ob das Seifenblasen sind, Halsketten als Möbius- Bänder oder kniffelige Karten von Verkehrswegen: Im Plauderton verrät Ziegler, wo sich Mathematik überall versteckt, und er erzählt – ein großes Plus des Buches – anekdotenhaft Wichtiges aus der Mathematikgeschichte. Von Adrien-Marie Legendre, Carl-Friedrich Gauß, Emmi Noether, aber auch von unbekannten Mathematikern berichtet er Menschliches und Kurzweiliges.
Ziegler spannt dabei einen großen Bogen – von einem 20 000 Jahre alten Knochen, in den einst ein Vorfahre Primzahlen geritzt hat, bis zur russischen Demonstrantin, die der Widerspruch zur Gaußverteilung im amtlichen Ergebnis der Parlamentswahl wütend auf die Moskauer Straßen treibt.
Am Ende hat der Professor auch Skeptiker überzeugt: Mathematik ist eine richtig schöne Sache! Tobias Beck
Günter M. Ziegler MATHEMATIK – DAS IST DOCH KEINE KUNST! Knaus, München 2013 312 S., € 24,99, ISBN 978–3–8135–0584–9 E-Book für € 19,99, ISBN 978–3–641–11326–1