Läuten nach dem Selbstmord eines Prominenten die Apparate bei der Telefonseelsorge häufiger als sonst?
Bei etwa 2,5 Prozent unserer Anrufe geht es um das Thema Suizid. Diese Zahl bleibt auch nach prominenten Fällen konstant. Allerdings nehmen deutlich mehr Anrufer Medienberichte über Fälle wie den von Robert Enke oder Gunther Sachs zum Anlass, das Thema direkt anzusprechen. Die Anrufer beginnen das Gespräch dann mit Sätzen wie „Ich war auch schon in so einer Situation wie Robert Enke.“
Sprechen die Anrufer konkret die Vorbild-Wirkung solcher Fälle an?
Ja, und zwar ganz unterschiedlich: Die einen empfinden es so, dass der Prominente den Suizid gewissermaßen vorgemacht hat. Die anderen äußern, auf keinen Fall so enden zu wollen wie Robert Enke, und suchen deshalb Hilfe. Wir sprechen hier vom Papageno-Effekt.
Wie können Ihre Mitarbeiter helfen?
Viele Anrufer sprechen das Thema Selbsttötung nicht an, denken aber daran. Unsere Aufgabe ist es, das sehr sensibel zu behandeln, was ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Mut erfordert. Das wird immer wieder gezielt trainiert. Man schafft gemeinsam mit dem Anrufer erst einmal eine Perspektive für die nächsten Stunden und Tage und versucht dann, weitere Schritte zu seiner Stabilisierung zu planen.