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Der Meteoriteneinschlag und die Wälder

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Der Meteoriteneinschlag und die Wälder
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Fossiles Blatt aus der Zeit von vor rund 65 Millionen Jahren (Benjamin Blonder)
Der Meteorit, der vor rund 65 Millionen Jahren die Dinosaurier aussterben ließ, hat wahrscheinlich auch die Pflanzenwelt der Erde für immer verändert. Denn während vor dem Ende der Kreidezeit langsam wachsende immergrüne Pflanzen auf den Kontinenten dominierten, breiteten sich nach der Einschlagskatastrophe schnell wachsende, nur im Sommer beblätterte Pflanzen aus, darunter die Vorfahren der heutigen Laubbäume. Das belegen vergleichende Fossil-Untersuchungen von US-Forschern. Sie zeigen auch, dass dieser Wechsel zu schnell stattfand, um nur durch eine allmähliche Klimaänderung erklärt zu werden.

„Wenn man sich heute die Wälder auf der Erde anschaut, sieht man nur wenige, die von immergrünen Blütenpflanzen dominiert sind“, erklärt Erstautor Benjamin Blonder von der University of Arizona in Tucson. „Stattdessen herrschen sommergrüne Arten vor, Bäume, die zu bestimmten Jahreszeiten ihr Laub abwerfen.“ Das war während der Kreidezeit noch anders, wie fossile Blattfunde aus jener Zeit zeigen. Damals existierten ganze Wälder aus Nadelbäumen, aber auch immergrünen Laubbäume und anderen Vertretern der Angiospermen. Diesen immergrünen Blütenpflanzen war gemeinsam, dass sie eher zu den langsam wachsenden Arten gehörten. Sie investierten mehr Energie und Material in ihre dicken, haltbaren Blätter und brauchten daher für ihr Wachstum mehr Zeit. Demgegenüber verfolgten die sommergrünen Blütenpflanzen eher die „lebe schnell und sterbe früh“-Strategie, wie die Forscher erklären. Ihre Blätter waren dünn, von vielen Adern durchzogen und benötigten wenig Energie für ihre Produktion.

Weil diese Unterschiede auch in fossilen Blättern gut erkennbar sind, lässt sich anhand von Fossilfunden nachvollziehen, wann welche Pflanzen dominierten. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass mit dem Ende der Kreidezeit auch ein Wechsel von den langsamen, immergrünen zu den schneller wachsenden sommergrünen Pflanzen stattfand. In welchem Zeitraum dieser Wechsel geschah und was ihn auslöste, blieb aber strittig. Blonder und seine Kollegen untersuchten dies daher aufs Neue, indem sie mehr als 1.000 fossile Blätter aus der Hell Creek Formation in North Dakota analysierten, die im Zeitraum von 1,4 Millionen Jahren vor und rund 800.000 Jahren nach dem katastrophalen Ende der Kreidezeit durch einen  Meteoriteneinschlag gewachsen waren.

Dramatischer Wechsel

„Unsere Studie zeigt einen dramatischen Wechsel von langsam wachsenden zu schnell wachsenden Pflanzen“, berichtet Blonder. Dieser Wandel in der Pflanzenwelt geschah innerhalb weniger hunderttausend Jahre. Daher liegt nach Ansicht der Forscher der Schluss nahe, dass der Meteoriteneinschlag  und die damit verbundenen katastrophalen Umweltveränderungen dies mit verursachten. So ist bekannt, dass ein Einschlag dieser Größenordnung einen globalen Impaktwinter ausgelöst haben muss – ein Periode plötzlicher Abkühlung und stark schwankender Klimabedingungen. „Dieses Klima würde Pflanzen begünstigen, die schnell wuchsen und so die wechselnden Bedingungen gut ausnutzen konnten“, so Blonder. Tatsächlich fanden die Forscher bei den fossilen Blättern der nach dem Einschlag gewachsenen Pflanzen vorwiegend solche, die viele Adern und dünne Blattflächen besaßen.

Wie die Wissenschaftler erklären, belegt dies, dass ein Massenaussterben durch eine solche Katastrophe keineswegs alle gleich stark trifft, wie man vermuten könnte. „Das Aussterben war nicht zufällig“, so Blonder. Der Einschlag des Chicxulub-Meteoriten führte stattdessen zu einer selektiven Auslöschung von Pflanzenarten, die die „langsame“ ökologische Strategie verfolgten. Die laubabwerfenden Pflanzen wurden durch die akuten Folgen des Einschlags zwar auch geschädigt – sie verbrannten, erstickten im Staub und gingen durch die Dunkelheit zugrunde. Doch kaum klagen diese ersten Auswirkungen ab, konnten sie sich besser an die neue Umwelt mit ihren wechselnden Bedingungen anpassen. „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die meisten Wälder bis heute sommergrün und nicht immergrün sind“, meint Blonder.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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