Den Anstoß zu der Studie gaben persönliche Erfahrungen des Erstautors Gus Cooney von der Harvard University in Cambridge: „Wir alle erzählen Freunden gerne über außergewöhnliche Erfahrungen, doch ich hatte den Eindruck, dass Gesprächsrunden sich meist besser bei gewöhnlichen Themen entfalten“, berichtet Cooney. „So stellte ich mir die Frage, ob außergewöhnliche Erlebnis-Erzählungen möglicherweise mehr soziale Nachteile als Vorteile mit sich bringen könnten.“
Um dieser Frage nachzugehen, führten er und seine Kollegen eine Studie mit 68 Teilnehmern durch. Die Probanden wurden jeweils in Gruppen von vier Personen ins Labor gebeten. Einer von ihnen bekam dort einen besonders außergewöhnlichen Film eines Magiers zu sehen, der viele Menschen beeindruckt. Die anderen sahen hingegen einen vergleichsweise öden Animationsfilm. Anschließend trafen sich dann alle vier Probanden zu einer Gesprächsrunde in der über das Gesehene gesprochen wurde. Alle Probanden wussten, dass ein Teilnehmer einen ganz besonders tollen Film gesehen hatte.
Nach den Gesprächsrunden wurden alle Beteiligten über ihre Empfindungen bei dieser Gruppenerfahrung befragt. Die Auswertungen aller Berichte der 68 Teilnehmer ergaben: Obwohl die jeweils „privilegierten“ Probanden von dem tollen Film berichten konnten, hatte sie sich im Durchschnitt am unwohlsten gefühlt. Sie empfanden sich bei der Diskussionsrunde als Außenseiter, was offenbar mehr ins Gewicht fiel als der positive Effekt der Berichterstattung über die schöne Erfahrung.
Der mögliche Negativ-Effekt wird unterschätzt
Interessanterweise scheinen sich Menschen über diesen Nachteil nicht bewusst zu sein, belegten weitere Untersuchungen. Die Forscher befragten dazu Testteilnehmer, was sie glauben, wie sie sich selbst oder jemand anderes als einer der „privilegierten“ Probanden im Rahmen der Studie fühlen würden. Ergebnis: Sie nahem an, dass man sich in dieser Rolle besonders gut fühlt und dass man auch in der Gesprächsrunde besonders stark integriert sein würde. „Die Testteilnehmer irrten sich, denn außergewöhnlich zu sein, kann bedeuten anders zu sein – und soziale Interaktion basieren stark auf Gemeinsamkeiten“, resümiert Cooney.
Die Ergebnisse legen nahe, dass man klug dabei sein sollte, wann man welche Erlebnisse mit seinen Mitmenschen teilt. „Man sollte im Kopf behalten, welcher Einfluss auf die soziale Interaktion entstehen kann“, sagt Cooney. „Wenn eine Erfahrungen dich als jemanden erscheinen lässt, der nichts mit anderen gemeinsam hat, dann wird dich die entsprechende Geschichte unterm Strich nicht glücklich machen, egal wie toll sie ist“, so der Forscher.