Die UN-Klimakonferenz in Lima läuft bereits. Politiker aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern verhandeln darüber, wie ein neues globales Klimaschutzabkommen aussehen könnte. Gerungen wird um Emissionen, Gelder und Verpflichtungen. Passend zu diesem Ereignis liefern Katharine Ricke und Ken Cadeira von der Carnegie Institution in Stanford einen wesentlichen Baustein für die Abschätzung kommender Klimafolgen und auch für Emissions-Fahrpläne. Denn bisher war unklar, wie schnell sich emittiertes CO2 im Klimasystem tatsächlich bemerkbar macht – ob fast sofort oder erst nach Jahrzehnten. Die Ursache für diese Unsicherheit liegt in der Komplexität des Kohlenstoffkreislaufs und des Klimasystems selbst. So verfügt die Erde über gleich mehrere große Puffer, darunter vor allem die Ozeane und die Pflanzenwelt, die das Treibhausgas schlucken und so der Atmosphäre zeitweilig fernhalten können. Gleichzeitig reagieren Teile des Klimasystems sehr träge auf Veränderungen, wie die Forscher erklären.
Für ihre Studie kombinierten sie Daten von einem Projekt, das ein Modell des irdischen Kohlenstoff-Kreislaufs entwickelt hat mit einem globalen Klimamodell. Mit der auf Basis dieser gekoppelten Modelle erstellten Simulation führten sie insgesamt 6.000 Projektionen durch. Auf diese Weise gelang es ihnen, die zeitliche Reaktion des Klimasystems auf eine CO2-Emission relativ genau einzugrenzen.
Effekt schon nach zehn Jahren
Das Ergebnis: Es dauert im Mittel 10,1 Jahre, bis eine Dosis freigesetzten Kohlendioxids ihre maximale Treibhauswirkung entfaltet. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt dabei schon deutlich schneller an. Aber vor allem die thermische Trägheit der Ozeane bremst die dadurch erzeugte Erwärmung ab, so dass sie sich erst nach rund einem Jahrzehnt bemerkbar macht, wie die Forscher erklären. Dann allerdings bleibt diese Treibhauswirkung über mindestens ein Jahrhundert lang nahezu gleich stark. Erst dann beginnen Biosphäre und Ozeane, das CO2 allmählich wieder abzubauen.
Für die Klimafolgen und den Klimaschutz hat dies große Bedeutung, wie die Forscher betonen: „Wenn wir heute eine Emission vermeiden, dann können eine Erwärmung verhindern, die sonst schon in zehn Jahren eintreten würde“, sagt Ricke. „Durch Klimaschutz helfen wir daher nicht nur unseren Enkeln, sondern auch uns selbst.“ Ihrer Ansicht nach könnte diese Erkenntnis vielleicht auch dazu beitragen, Politiker zum konkreten Handeln zu bewegen. Denn durch sofortige Maßnahmen lassen sich demnach Klimafolgen wie Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen durchaus noch mildern. Wird allerdings nichts getan, um die CO2-Emissionen zu verringern, dann müssen unsere Nachfahren noch in einigen Generationen mit den Folgen unseres heutigen Handelns leben. Denn die Treibhauswirkung unserer Emissionen bekommen auch sie noch zu spüren.