Die Forscher um Anne-Marie Chang von der Harvard Medical School in Boston führten ihre Studie mit der Unterstützung von 12 Probanden durch. In zwei jeweils fünftägigen Versuchsdurchläufen verbrachten sie vier Stunden mit Lesen, bevor sie sich im Schlaflabor aufs Ohr legten. An den ersten fünf Abenden lasen sie dabei von dem leuchtenden Display eines Tabletcomputers, bei den folgenden fünf hingegen von den Seiten eines herkömmlichen Buches. Mit den Methoden der Schlafanalytik erfassten die Forscher das Schlafverhalten der Probanden nach jedem dieser Leseabende. Zusätzlich überprüften sie auch deren Melatonin-Spiegel im Körper. Die Bedeutung dieses Hormons bei der Regulation des Tag-Nachtrhythmus und des Schlafverhaltens des Menschen ist bereits gut dokumentiert.
Die Auswertungen zeigten: Nach dem Lesen vom leuchtenden Display fühlten sich die Probanden vergleichsweise wach – dementsprechend schliefen sie auch nicht so schnell ein. Die Auswertungen des anschließenden Schlafs zeigten dann Merkmale einer geringeren Schlafqualität im Vergleich zum Schlaf nach dem Lesen des gedruckten Buches. Auch der nächste Morgen war den Untersuchungen zufolge noch betroffen: Nach dem Leseabend mit dem strahlenden Tabletcomputer fühlten sich die Probanden deutlich müder als wenn sie aus einem Buch gelesen hatten.
Display-Licht unterdrückt die Bildung von Melatonin
Den Forschern zufolge besteht der Effekt des leuchtenden Displays darin, dass es dem Körper gleichsam das Signal gibt, es sei noch Tag. Entsprechend wird dann weniger des Schlafhormons Melatonin im Körper des Lesenden ausgeschüttet. Genau das belegten auch die Untersuchungsergebnisse: Bei den Leseabenden mit dem Tabletcomputer hatte sich bei den Probanden deutlich weniger Melatonin gebildet. “Unseren Ergebnissen zufolge wird der natürliche Tag-Nachtrhythmus durch das kurzwellige Licht gestört, das von den Geräten ausgeht”, resümiert Chang.
Frühere Studien haben bereits den ungünstigen Effekt von künstlichem Licht auf das Schlafverhalten, den Tag-Nachtrhythmus und damit auf die Gesundheit des Menschen belegt. Die aktuelle Studie verdeutlicht nun, dass auch elektronische Geräte in diesem Zusammenhang bedenklich sind. “In den letzten 50 Jahren gab es einen Rückgang der durchschnittlichen Schlafdauer und Qualität”, sagt Co-Autor Charles Czeisler. Es sei deshalb wichtig, die Rolle der elektronischen Geräte in diesem Zusammenhang zu untersuchen. „Vor allem unter Kindern und Jugendlichen hat die Bedeutung von elektronischen Geräten für die Kommunikation, Unterhaltung und beim Lesen deutlich zugenommen”, gibt der Forscher dabei zu bedenken.