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Ihre Zwillingsgeschichten

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Ihre Zwillingsgeschichten
Überraschend verschieden – überraschend ähnlich Als Vater von dreizehnjährigen Zwillingen – Felix und Stefan – verfolge ich mit großer Aufmerksamkeit (und nicht geringem Stolz) das Handballspiel der beiden „überraschend verschieden“ aussehenden Zwillingsbrüder. Mir fällt immer wieder auf, dass beide sich stets im Spiel suchen und gewissermaßen ein Team im Team bilden. Selbstverständlich spielen sie auch ihre Mitspieler an, doch ist offensichtlich, dass eine durch den Schiedsrichter verfügte zweiminütige „Auszeit“ für den einen eine zweiminütige „Schockzeit“ für den anderen bedeutet. Das Spiel des nicht vom Platz Verwiesenen wird erst wieder souverän und flüssig, wenn der Zwillingsbruder wieder mit von der Partie ist. In dieser Hinsicht verhalten sich beide als „überraschend ähnlich“. Nach dem Spiel liegen beide zusammen auf ihrer Decke und diskutieren die Höhen und Tiefen des zuvor gemeinsam durchkämpften Spiels. Diese Debatten genieße ich ebenso wie das tatsächliche Spiel. Mit freundlichen Grüßen Erwin Kerkenberg, Varel ——– Wie ist es, als Zwilling durch das Leben zu gehen? Die meisten Unbeteiligten antworten darauf, dass sie mit ihrem Zwilling alles zusammen machen würden, dass sie sich die gleichen Klamotten kaufen und dieselbe Frisur tragen würden. Doch viele von ihnen denken nicht wirklich darüber nach, wie es ist, das ganze Leben quasi als Doppelgänger von jemand zu verbringen. Für viele mag es sehr amüsant zu sein, die Vorstellung, einen Zwilling zu haben. Doch als Zwilling hat man es ziemlich schwer, sich als eigenständige, einzelne Person zu behaupten. Wir haben von klein auf damit zu kämpfen, nicht nur das „Ihr“ zu sein. Mittlerweile haben meine Schwester Carolin und ich, Cathrin, 19 Jahre Zwillingsein hinter uns. Und erst vor knapp drei Jahren haben wir angefangen, unser „eigenes“ Leben zu beginnen. Nachdem wir die Schule beendet hatten, fing meine Schwester an, ihr Fachabitur Richtung Elektrotechnik zu machen, und geht jetzt im Sommer Augenoptik an der FH studieren. Ich dagegen habe eine Ausbildung als Elektronikerin für Automatisierungstechnik begonnen. Von da an waren wir auf uns alleine gestellt. Wir hatten diese Bezugsperson, die der andere für uns war nicht mehr an unserer Seite. Doch ab da wurden wir auch als „Du“ und nicht mehr „Ihr“ bezeichnet, von da an fingen wir an, auch nicht mehr als „Wir“ zu denken, sondern endlich an das „Ich“. Wir wurden, wie fast die meisten Zwillinge von Kindesbeinen auf, zusammen in dieselbe Kindergartengruppe, dieselbe Klasse und dieselben Sportkurse gesteckt. Wir kannten es nicht anders als alles zu zweit zu machen und dementsprechend ähnelten wir uns auch so sehr. (…) Doch diese Ähnlichkeit ist auch nicht immer von Nutzen. Wir haben viele Situationen erlebt in denen wir uns gewünscht haben Einzelkinder zu sein. Man wird von anderen Leuten gerne als eine Person betrachtet, man sieht die Unterschiede nicht und stempelt Zwillinge als gleich ab. Selbst in der Schule haben die Lehrer sich nicht viel Mühe gegeben, uns auseinander zu halten. Oft hieß es nur: der eine oder der andere Zwilling, und demnach bekamen wir auch meist dieselben Noten. Auch als wir auf eine neue Schule gekommen sind und in unterschiedliche Klassen gingen, wurden wir im Religionskurs, den wir leider zusammen hatten, wieder als „Ihr“ bezeichnet. Die Lehrerin merkte sich noch nicht mal unsere Namen und sprach uns immer zusammen an. Eine weitere, eigentlich ganz lustige Situation war, als wir in der 8. Klasse waren. Meine Schwester hatte ihre Klasse eine Etage tiefer als ich. Irgendwann in der Pause kamen auf einmal zwei Jungs zu mir und fragten: „Warum ziehst du dich eigentlich dreimal am Tag in der Schule um?“, die beiden hatten anscheinend nach zwei Jahren noch nicht gemerkt, dass ich ein Zwilling war. Doch auch bei den Jungs hatten wir einige dabei, denen es egal war mit wem sie redeten oder kennen lernten. Zuerst verabredeten sie sich mit der einen und als die aber kein Interesse zeigten gingen sie einfach zu anderen, nach dem Motto: sind ja eh beide gleich, also ist es egal wen ich nehme. Aber natürlich gibt es auch gute Seiten am Zwillingsdasein. Man hat halt für immer jemanden, dem man sehr nahe steht. Mit dem man so gut wie alles durch gemacht und mit dem man die Welt damals als Kleinkinder entdeckt hat. (…) Cathrin Heim (Text leicht gekürzt) —- Ich möchte nicht ohne sie sein Hallo, ich bin 17 und habe selbst einen Zwilling, Jennifer. Uns trennt eigentlich nicht viel, außer, dass sie im Rollstuhl sitzt und seit einigen Jahren blind ist. Dadurch, dass sie eingeschränkt ist, streiten wir uns jeden Tag, was eigentlich nicht ernst gemeint ist, doch meistens legt sie es darauf an, nur mit mir zu streiten und nicht mal mit unserer 1 1/2 Jahre jüngeren Schwester. Unsere Mutter meint dazu, dass sie eifersüchtig auf mich wäre, da ich ihr näher stehe als unsere Schwester. Ich versuche oft, etwas mit ihr zu unternehmen, doch meistens möchte sie nicht, was mich dann etwas traurig stimmt, da ich gerne in ihrer Nähe bin, selbst wenn sie nicht gut auf mich zu sprechen ist. Was soll’s, ich mag sie wie sie ist. Selbst das sie im Rollstuhl sitzt und blind ist stört mich nicht mehr. Sie ist nun mal meine Zwillingsschwester und ich möchte nicht ohne sie sein. Viele Grüße, Lisa —– Keine heile Welt Meine Geschichte passt wahrscheinlich nicht so in das Klischee der heilen Zwillingswelt, und ich bin sehr traurig darüber. Wir sind beide 55 Jahre alt, und ich hätte nie gedacht, dass meine „Zwillingswelt“ auseinanderbrechen könnte. Trotz manchen Streits ging es immer wieder weiter. Jung hatten wir eine sehr schöne Zeit. Wir hatten den gleichen Geschmack, wir verreisten regelmäßig. Beim Einkaufen fanden wir unabhängig oft das gleiche Stück. Damit wir nicht immer optisch Zwillinge waren, veränderte meine Schwester ihre Haarfarbe. Sie ist die Blonde, ich die Dunkle. Leider hat sich in das Leben meiner Schwester eine schlimme Persönlichkeitsstörung eingeschlichen. Sie meinte auch schon öfters, Mutti hätte mich als Kleinkind bevorzugt … Sie ist ein total unruhiger Mensch, und ich denke, dass sie sehr unzufrieden ist. Sie will immer zehn Mal soviel sein, wie sie wirklich ist. Sie stapelt hoch, was ihre Ausbildung angeht oder auch ihren Besitzstand. Sie sieht aber nicht schlecht aus, wohnt sehr schön, und eigentlich geht es ihr sehr gut. Sie denkt sich Geschichten über mich aus, die mir schaden und die mich oft in Schwierigkeiten bringen. Sie blamiert mich oft. Wenn ich mich an eine ihrer selbst erfundenen Geschichten nicht „erinnern“ kann, klärt sie die Leute auf, wie schlimm es um mich steht! Dies wurde im Laufe der Jahre immer schwieriger, weil sie sich auch intensiv in mein Leben und das meiner Familie einmischt. Da ich der Überzeugung war, dass sie eigentlich krank ist, habe ich vieles geschluckt und immer Nachsehen mit ihr gehabt. Leider war dieses Opfer total umsonst, denn jetzt wird sie bei jeder Kleinigkeit total ausfallend. Kritisiere ich sie oder es passt ihr eine Frage nicht, werde ich mit den schlimmsten Ausdrücken beschimpft. Sie kündigt dann auch sofort an, dass sie mich nie mehr in ihrem Leben sehen will. Mein Arzt hat mir geraten, mich total zu distanzieren, weil sie mich zerstören will. Er hat zwar Recht, aber ich bin trotz all dem unglücklich. Eigentlich würde ich ihr so gerne helfen, vermisse meine Schwester von früher, die gleichzeitig meine Freundin war. Aber mit diesem Zustand kann ich nicht mehr umgehen. Um das Ganze besser zu verarbeiten, habe ich jetzt angefangen, ein Buch zu schreiben. Leider bin ich beruflich sehr beschäftigt, und es geht sehr langsam voran. Ihre Sonja ———– So kommt keiner der Zwillinge zu kurz! Ich habe mir drei Jahre Vater-Auszeit genommen. Das Ergebnis war: Seit zehn Jahren bin ich alleinerziehender Vater von drei Kindern, natürlich ohne Kindesunterhalt der Mutter. Die beiden Buben sind heute 18 Jahre alt. Lustig ist, dass meine Freundin und ich vor sieben Jahren noch einmal zwei Mädchen bekommen haben. Nicht so gut ist, dass sich die fünfte Tochter bei vier Zwillingen permanent als fünftes Rad am Wagen vorkommt! Hans Rothkegel ———- Zwillinge in meinem Heimatdorf Ich selbst entstamme zwar nicht einer Zwillingsgeburt, habe aber die Bevölkerung meines Heimatdorfes über den Zeitraum von ca. 300 Jahren genealogisch untersucht. Das Ergebnis zur Zwillingshäufigkeit können Sie der Tabelle unten entnehmen. Die gesamte Arbeit wurde veröffentlicht im Jahrbuch 63/2006 von „hegau“, der Zeitschrift des Hegau-Geschichtsvereins e.V., Singen/Hohentwiel. Hier die Kurzfassung: Beitrag zum Auftreten von Zwillingsgeburten In einer genealogischen Untersuchung der Einwohner von Friedingen, einem Stadtteil von Singen am Hohentwiel, Kreis Konstanz, wurde bei 4.476 Geburten in der Zeit von 1650 bis 1938 unter anderem auch die Zwillingshäufigkeit ermittelt mit folgendem Ergebnis: Die 47 Zwillingsgeburten entsprechen einem Anteil von 1,06 %. Eine Konzentration der Zwillingsgeburten auf bestimmte Familien wurde festgestellt. So hatte in vier der 47 Fälle eine Frau zweimal eine Zwillingsgeburt. In weiteren vier Fällen trat eine Zwillingsgeburt bei Mutter und Tochter auf. Dies weist auf einen genetischen Zusammenhang beim Auftreten von Zwillingsgeburten hin. Dr. Franz Werkmeister, Sindelfingen ————- Übrig geblieben Ich bin ein „Zwilling“, dessen zweite Hälfte bereits während der Schwangerschaft starb (interessant zu lesen, dass so etwas in 25 Prozent der Mehrlingsschwangerschaften vorkommt). Ich kann nun natürlich keine Geschichte erzählen, aber es würde mich interessieren, ob andere „übrig gebliebene Hälften“ ebenso wie ich unter häufigen Ängsten zu leiden haben. Ich vermute das, da man ja bereits vorgeburtlich mit dem Thema „Tod“ in intensiver Nähe konfrontiert wird. Bei mir traten die Ängste ab dem Alter von 39 Jahren auf, jetzt bin ich 67. Bernhard Linde ———– Blinder Alarm Wir, Klaus und Rüdiger Krawielitzki, sind eineiige Zwillinge, Jahrgang 1934, also inzwischen beide 75 Jahre alt und beide wohnhaft in Rostock. 1995 erlitt ich, Klaus, einen Herzinfarkt und lag auf der Intensivstation der Universitätsklinik Rostock. Meine Frau hatte mich bereits einmal besucht und nun wollte auch mein Bruder, Rüdiger, mich dort besuchen. Die beiden verabredeten sich also, trafen sich vor der Klinik und begaben sich dann in den Besuchertrakt vor den Krankenzimmern. Eine aufmerksame Schwester bemerkte die beiden auf dem Flur und lief aufgeregt zum Chefarzt und berichtete atemlos: „Der Infarktpatient von Zimmer 317 steht vollständig angekleidet mit seiner Frau auf dem Flur! Ich glaube, die wollen sich absetzen!!!“ Das löste natürlich sofort höchsten Alarm aus und der Chefarzt, zwei Pfleger und die Krankenschwester stürzten auf den Flur und auf die beiden ahnungslosen Besucher, um die Flucht zu verhindern. Ehe die völlig Überraschten auch nur ein Wort sagen konnten, packten die beiden Pfleger den vermeintlichen Flüchtling und schleppten ihn energisch den Flur entlang zurück zur Intensivstation und schimpften lauthals über „unverantwortlichen Leichsinn“, „lebensmüde Patienten“ , und – da half kein Sträuben und kein Protest – schoben ihn in das Krankenzimmer 317 zurück. Doch da lag bereits friedlich und unschuldig der „richtige“ Patient im Bett und staunte nicht schlecht über die aufgeregte und schimpfende Menschenmenge, die so plötzlich in den Raum drängte. Die Verblüffung auf beiden Seiten war riesengroß, und alle waren erst einmal sprachlos, bis mein Bruder als erster die Sprache wiederfand und erklärte: „Ich wollte doch nur meinen Zwillingsbruder Klaus besuchen!“ Die Spannung löste sich dann in einem befreienden Lachen aller Anwesenden und der Erleichterung darüber, dass es nur blinder Alarm war. Dr. Klaus Krawielitzki, Rostock ——- Ein Wiedersehen Es ist allgemein bekannt, dass eineiige Zwillinge sehr lange eine enge Bindung zueinander aufrechterhalten und auf Grund gleicher Veranlagung und Neigung oftmals das gleiche Berufsziel wählen. So war es auch bei uns. Beide studierten wir Chemie in Rostock. Die erste längere Trennung größeren Ausmaßes erlebten wir im dritten Studienjahr. Ich musste ein mehrwöchiges Praktikum in Berlin absolvieren, während mein Bruder an der Universität bleiben konnte. Aber er versprach, so bald wie möglich nachzukommen, um gemeinsam mit mir die Stadt (damals noch ohne Mauer) und ihre Sehenswürdigkeiten zu erkunden. An den Wochenenden war ich allein unterwegs. Für einen Tag hatte ich mir den Besuch der Internationalen Bauausstellung vorgenommen, die mit ihren interessanten Gebäuden, Grünanlagen und futuristischen Modellen mich besonders faszinierte. Nach ausgiebiger Besichtigung der Außenanlagen betrat ich schließlich einen Wohnkomplex, um auch die modern gestaltete Inneneinrichtung in Augenschein zu nehmen. Aus dem grellen Sonnenschein gelangte ich in einen schattigen und angenehm kühlen Flur. Dort kam mir plötzlich – für mich völlig unerwartet – mein Bruder entgegen. Erfreut ging ich auf ihn zu: „Hallo, Klaus, du auch hier in Berlin?“ Ich hatte diesen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als ich einen kräftigen Schlag vor den Kopf erhielt. Noch benommen von dem Aufprall, stellte ich fest, dass ich gegen einen mächtigen Spiegel gerannt war, der die gesamte Flurwand einnahm. Ich hatte mein eigenes Spiegelbild nicht erkannt. Dr. Rüdiger Krawielitzki, Rostock —— Wir waren vernünftige Schülerinnen! Wir sind eineiige Zwillingsschwestern, und in der Schule hat man uns häufig verwechselt, was nicht nur unserem verblüffend ähnlichen Aussehen zu verdanken war, sondern auch noch durch die Ähnlichkeit unserer Vornamen (Alina und Alisa) verstärkt wurde. So kam es einmal sogar dazu, dass die Lehrer einige unserer Zeugnisnoten vertauscht hatten. Das war natürlich gut für diejenige von uns, die eigentlich die schlechtere bekommen hätte. Ein weiteres lustiges Erlebnis hatten wir bei unserer Abiturprüfung. Dort wurde von uns verlangt, den Personalausweis vorzuzeigen, da es ja gut möglich gewesen sei, dass wir die Prüfungen für die jeweils andere geschrieben hätten. Allerdings hätte das ja auch nichts genützt, da uns die Lehrer auf dem Personalausweis auch nicht unterscheiden könnten. Wir hätten diesen ja vorher tauschen können. Das war natürlich nicht der Fall. Wir waren vernünftige Schülerinnen. 😉 Alisa und Alina Krupp, 21 Jahre
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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Ra|dio|koh|len|stoff|da|tie|rung  〈f. 20〉 = Radiokarbonmethode

Nach|un|ter|su|chung  〈f. 20; Med.〉 einer Krankheit, Operation, Behandlung nachfolgende ärztliche Untersuchung (zur Kontrolle)

Knos|pung  〈f. 20; unz.〉 1 das Knospen; Sy Sprossung … mehr

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