Die sogenannte Selbstbestätigung (self-affirmation) ist als psychologisches Hilfsmittel bereits bekannt: Wer sich bestimmte Vorstellungen in den Sinn ruft, verändert seine Einstellung und damit auch seine nachfolgenden Reaktionen. Beispielsweise entsteht dieser Effekt durch die Vorstellung, wie man einem Freund oder Familienangehörigen geholfen hat, ein Problem zu bewältigen. Wer auf diese Weise geistig voreingestimmt ist, reagiert auf Botschaften offener, haben Untersuchungen gezeigt. Über die Details dieses Effekts und vor allem zu den beteiligten Hirnfunktionen, gibt es allerdings immer noch viele offene Fragen. Um ihnen nachzugehen, untersuchten die Forscher um Emily Falk von der University of Pennsylvania in Philadelphia 46 Probanden zunächst mittels der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI). Dieses Verfahren kann Bereiche des Gehirns sichtbar machen, in denen erhöhte Aktivität stattfindet.
Hirnscans während guter Ratschläge
Bei den Studienteilnehmern handelte es sich um Personen, die zu einem bewegungsarmen Lebensstil neigen – zu viel rumsitzen. Für sie machte der Ratschlag „Sie sollten sich mehr bewegen!“ also durchaus Sinn. Genau diese Botschaft bekamen sie auch – und zwar während der Hirnscans. Ein Teil der Probanden hatte allerdings zuvor eine kurze Übung zur Selbstbekräftigung absolviert: Sie hatten beispielsweise darüber nachgedacht, wie sie einen nahestehenden Menschen bei der Problembewältigug unterstützt haben. Anschließend bekamen sie und die Probanden der Kontrollgruppe dann den Rat: „Nach jeder Stunde sitzen sollten Sie für fünf Minuten aufstehen“ – beispielsweise während des Lesens, Fernsehens, Telefonierens und so weiter.
Die Auswertungen der Hirnscans zeigten: Bei denjenigen Probanden, die zuvor die Übung zur Selbstbestätigung durchgeführt hatten, war ein bestimmter Hirnbereich bei der Aufnahme der Empfehlung deutlich aktiver als bei der Kontrollgruppe. Es handelte sich um den sogenannten ventromedialen präfrontalen Cortex (VMPFC). Diese Hirnregion hat Bedeutung bei Gedanken, die mit uns selbst und unserem Selbstbild zu tun haben, ging bereits aus früheren Studien hervor. Dies legt nahe, dass Selbstbestätigung die Nervenaktivität in diesem Bereich tatsächlich begünstigt und auf diese Weise Ratschlägen mehr Echo in unserem Denkapparat verleiht.
Selbstbestätigung macht offen und aktiv
Dass sich dieser Effekt auch tatsächlich nachweisen lässt, zeigten die Forscher in einem weiteren Versuchsteil: Noch vor den Hirnscans hatten die Probanden eine Woche lang einen Bewegungsmesser am Arm getragen, um feststellen zu können, wie viel sie sich am Tag durchschnittlich bewegen. In dem Monat nach dem Test trugen die Studienteilnehmer diese Bewegungsmesser weiterhin. Während dieser Zeit bekamen sie gelegentlich Nachrichten auf ihr Handy, welche sie an die Empfehlungen zu mehr Bewegung erinnern sollten. Bei einem Teil der Probanden waren diese Nachrichten mit einer Aufforderung zu einer Selbstbestätigungs-Übung verbunden. Die Kontrollgruppe bekam hingegen eine wirkungslose mentale Übung aufgetragen: Sie sollten beispielsweise darüber nachdenken, wann es für sie wichtig ist, über die Wettervorhersage Bescheid zu wissen.
Die Auswertung der Bewegungsmesser zeigten: Nur diejenigen Probanden, welche die Empfehlungen in Verbindung mit den Übungen zur Selbstbestätigung bekommen hatten, waren deutlich aktiver geworden als in der Woche zuvor. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass etwas so Einfaches wie über seine eigenen Grundwerte nachzudenken, verändern kann, wie unser Gehirn auf Nachrichten reagiert“, resümiert Falk. „Unterm Strich kann der Effekt enorm sein“, so der Forscher.