Ironie der Geschichte: Besagtes Denkmal zeigt keineswegs die Büroklammer-Variante, die Vaaler entwickelt und für das Deutsche Reich (1899) sowie die USA (1901) zum Patent angemeldet hatte. Es zeigt den siegreichen Konkurrenten der Vaaler‘schen Klammer – die sogenannte Gem-Klammer, benannt nach der ersten Herstellerin, der britischen Gem Manufacturing Company. Die Klammer des norwegischen Erfinders, der in einem Osloer Patentbüro arbeitete, ist niemals hergestellt worden. Seine Patente liefen ungenutzt aus.
Die Gem-Klammer hingegen ist bis heute weltweit der Archetypus und das Standarddesign für aus Draht gebogene Büroklammern. Sie unterscheidet sich von Vaalers Version in zwei wesentlichen Punkten, die ihren Erfolg begründeten: erstens durch ihre gerundete Spitze, was das Aufschieben auf die zu bündelnden Papiere erleichtert, und zweitens durch die bei Vaalers Vorschlag fehlende zweite Drahtschleife, die der Klammer die notwendige Stabilität verleiht.
Klammer für die Bevölkerung
Und doch bleibt Johan Vaaler im Gedächtnis seiner Landsleute. Denn im Zweiten Weltkrieg, während der Besetzung Norwegens durch deutsche Truppen ab 1940, dienten sichtbar an der Kleidung getragene Büroklammern den Norwegern als Symbole des nationalen Zusammenhalts. Sie waren auch ein Ausdruck der Solidarität sowohl zur Regierung als auch zum König, die nach England ins Exil gegangen waren. Und sie sollten den deutschen Okkupanten die trotzige Botschaft vermitteln: Wir Norweger halten gegen euch zusammen.
Als dann einige Jahre nach Kriegsende Vaaler als (angeblicher) Erfinder der Büroklammer in Verzeichnissen auftauchte, wurde er – in Erinnerung an das patriotische Büroklammer-Tragen – vollends zum Nationalhelden verklärt. Und immerhin hat er es auf diese Weise ins bdw-Entdeckerrätsel geschafft!