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Vom Kichern bis zum schallenden Gelächter

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Vom Kichern bis zum schallenden Gelächter
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Im Laufe des Lebens verändert sich, worüber Menschen lachen: Kinder finden meist das Geschehene oder Gesagte selbst komisch, Erwachsene lachen eher über die dadurch ausgelöste Vorstellung. Bild: Bruno, aboutpixel.de
Während ein Baby reflexartig lacht, ist es eine hohe Kunst, einen ernsten Erwachsenen zu erheitern. Ist er gut gelaunt und befindet sich in geselliger Runde, wird dies immerhin leichter gelingen als im Arbeitsstress. Damit ein „Ha-ha“ über seine Lippen kommt, muss das Großhirn zunächst den Witz als komisch identifizieren und zugleich eine Art „Anstandswauwau“ in der Denkzentrale ausgeschaltet werden.

„Plötzlich kracht’s, der Blitz schlägt ein, der Urahne hört was und sagt: Herein!“, reimte der Komiker Heinz Erhardt einst bei einem seiner Auftritte und brachte damit sein Publikum zum Lachen. Gute Gags sind das Ziel jedes Comedians. Unterdessen fragen sich Humorforscher, was Menschen erheitert und was dabei im Körper, vor allem im Gehirn geschieht: ernste Forschung über die fröhliche Natur.

Schon vor sieben Millionen Jahren diente das Lachen der zwischenmenschlichen Kommunikation und ist damit älter als die Sprache. Auch Schimpansen signalisieren mit einer dem menschlichen Lächeln ähnlichen Geste, wenn sie spielen möchten. Dabei stoßen sie ha-ha-artige Laute aus, wobei sie stoßweise ein- und ausatmen.

Das Lachen der Menschen geht dagegen mit einer anderen Atmung einher: Es beginnt mit einem starken Einatmen. Daran schließt sich eine Sequenz kurzer Atemstöße an, die von dem „Ha-ha“ begleitet werden. Währenddessen wird die gesamte Luft aus der Lunge gepresst. Deshalb muss man nach anhaltendem Lachen regelrecht nach Luft japsen.

Trotz der Unterschiede zwischen der menschlichen und äffischen Erheiterung sieht der Berliner Wissenschaftler Carsten Niemitz gemeinsame Wurzeln. Die Folge dieser frühen Entwicklung des Lachens können Eltern heute bei ihrem Neugeborenen beobachten: Babys können vom ersten Tag an lachen. „Sogar komatöse Patienten lächeln manchmal reflexartig“, schildert die Neuropsychiaterin und Humorforscherin Barbara Wild von der Universität Tübingen. Sie vermutet, dass es dafür keines äußeren Auslösers bedarf, sondern dass es sich um ein reflexartiges Verhalten handelt.

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Dem gegenüber wird der Humor meist durch äußere Stimuli genährt. Das Ausmaß der Erheiterung schwankt je nach Situation, Stimmung und Gemüt. Angespannte, gestresste oder müde Menschen lachen weniger als gelöste und auch weniger als heitere Naturelle. Auch die Umgebung und die anwesenden Personen, deren Geschlecht und Status beeinflussen, ob man sich vor Gelächter krümmt oder nur leise hinter vorgehaltener Hand kichert. Reißt der Chef einen Witz, so erheitert das die Mitarbeiter unbewusst stärker als bei einer beliebigen anderen Person, haben Psychologen der Florida State University herausgefunden.

Das Lachen gegenüber Vorgesetzten dient einerseits dazu, Stress und Spannungen abzubauen. Zugleich stärkt gemeinsames Lachen über einen Witz die sozialen Bande zwischen Mitarbeitern und Chef. „Lachen ist in vielen Kulturen ein Signal des Friedens und der Freundschaft“, erklärt Willibald Ruch, Psychologe und Lachforscher an der Universität Zürich.

Daneben existieren jedoch auch andere Formen des Lachens: Etwa bewirken Schadenfreude, höhnisches Gelächter oder Sarkasmus, dass die Machtposition des Lachenden auf Kosten anderer gestärkt wird. Wer indes sich selbst ins Lächerliche zieht, vermindert seinen eigenen Status zum Wohl der Gemeinschaft.

Im Laufe des Lebens verändert sich, worüber Menschen lachen. „Ein Baby lacht, weil man eine Grimasse schneidet. Erwachsene finden daran nichts Witziges“, schildert Wild. Mit dem Heranwachsen empfindet man immer weniger das Gesehene oder Gesagte selbst komisch, sondern lacht vielmehr über die dadurch ausgelösten Vorstellungen. Je stärker dabei der persönliche Bezug zum Inhalt des Witzes ist, desto lustiger erscheint der Gag: Wer beispielsweise Ärger mit seinem Chef hat, lacht über einen Scherz auf Kosten des Vorgesetzten lauter als andere. „Kleine Kinder verstehen dagegen sehr komplexe Witze der Erwachsenen gar nicht. Sie haben eher einen slapstickartigen Humor“, so Wild.

Wild untersucht vor allem, was während des Lachens im Gehirn abläuft. Wenn Menschen etwas witzig finden, wird das Komische zunächst vom Großhirn identifiziert. Dann wird das limbische System, das Gefühlszentrum, aktiviert und die Lachmuskeln erregt. Gleichzeitig wird ein Gebiet rechts vorne im Stirnhirn ausgeschaltet, das eine Art „Anstandswauwau“ darstellt. Diese Region hemmt normalerweise das Lachen. Wird sie unterdrückt, platzt das Gelächter heraus.

Dieses Reflexmuster im Gehirn führt dazu, dass Menschen sich im Moment des schallenden Lachens selbst kaum wahrnehmen, keinen Schmerz empfinden, aber auch eine geringere Kontrolle über ihre Gliedmaßen haben. Der Anstandswauwau im Gehirn ist allerdings im Laufe der Evolution erstarkt und wird heute stark von der Kultur geprägt: „Unter Pietisten gilt es als Sünde, viel zu lachen. Die lachen deshalb auch weniger, indem der Humor im Gehirn unterdrückt wird“, so Wild.

Zur ungehemmten, ausgelassenen Erheiterung kam im Laufe der Entwicklung des Menschen das kontrollierte und künstliche Lachen hinzu. Dafür ist ein Zentrum im prämotorischen Kortex zuständig: Es zaubert dieses unechte Lächeln aufs Gesicht von Models und Stewardessen.

ddp/wissenschaft.de – Susanne Donner
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