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Kälte, Wärme, Geduld und Hartnäckigkeit: Wie Warzen verschwinden

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Kälte, Wärme, Geduld und Hartnäckigkeit: Wie Warzen verschwinden
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Es gibt mehrere Therapiemöglichkeiten gegen Warzen: Beispielseise Vereisen oder Bestrahlen mit Infrarotlicht. Bild: E van Herk, Wikipedia
Jeder zweite Deutsche hat in seinem Leben irgendwann Warzen. Die Hautwucherungen sind völlig harmlos, häufig aber hässlich und lästig. Auch wenn ein Großteil der Warzen nach einigen Jahren von selbst wieder verschwindet, gibt es heute zuverlässige Methoden der Behandlung. Neben der operativen Entfernung haben sich die Bestrahlung mit Infrarotlicht oder die Kältebehandlung als effektiv erwiesen.

Nicht nur Hexen im Märchen haben Warzen – etwa die Hälfte aller Deutschen ist schon einmal von den lästigen Hautwucherungen geplagt worden. Verursacht werden sie von Viren, und sie sind bis auf wenige Ausnahmen völlig harmlos. Doch sie können hässlich aussehen, und bis tief in die Fußsohle greifende Dornwarzen schmerzen mitunter sehr. In diesen Fällen lohnt es sich, sie von einem Dermatologen entfernen zu lassen.

Ein chirurgischer Eingriff ist oft gar nicht nötig: Das menschliche Abwehrsystem kommt vielfach selbst mit den Warzenviren zurecht. Die störenden Knöllchen verschwinden oft schon zwei bis drei Monate nach ihrem Auftreten spontan, und in zwei von drei Fällen haben sie sich Statistiken zufolge nach spätestens zwei Jahren ohne therapeutischen Eingriff komplett zurückgebildet. Erst einmal nichts zu unternehmen und abzuwarten, ist also eine durchaus legitime Alternative zu einer aggressiven Warzenentfernung.

Als aggressiv gilt das chirurgische Ausschaben mit einem scharfen Löffel oder mit Laserstrahlen. Bei diesen Methoden bleiben in vielen Fällen Narben zurück und Patienten leiden oft noch nach der Behandlung an Schmerzen. Für Dietrich Abeck, Professor für Dermatologie in München, ist denn auch der Leidensdruck des Patienten bestimmend für die Wahl der Therapie. Ist dieser sehr groß und die Zahl der Warzen klein, so könne eine solche aggressive Methode angebracht sein. „Doch bei Beeten mit dreißig Warzen macht dies keinen Sinn“, erklärt der Mediziner.

Keine Narben bleiben bei der Bestrahlung mit kurzwelligem Infrarotlicht, einer neueren Behandlungsmethode, die an der Universität Jena entwickelt wurde. „Damit bringe ich siebzig Prozent aller Warzen weg“, sagt die Berliner Dermatologin Elisabeth Rowe. In der Regel sind zehn Sitzungen nötig, bei denen die Warzen dreißig Minuten lang mit dem Infrarotlicht bestrahlt werden. Während bei herkömmlichen Rotlichtlampen die Hautoberfläche mit mittel- und langwelligem Infrarotlicht erwärmt wird, wird dieses wird bei der Jenaer wIRA-Methode
wIRA-Methode – ihr Name steht für wassergefiltertes Infrarot A – herausgefiltert. Dadurch besteht keine Verbrennungsgefahr, so Rowe. Das kurzwellige Infrarotlicht dringt in die Tiefe der Haut und fördert dort die Durchblutung der Warze. Körpereigene Abwehrzellen können so die Warze besser erreichen und gegen die Viren ankämpfen, erklären die Entwickler aus Jena.

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Wie bei allen anderen Therapieformen ist es aber auch bei der wIRA-Bestrahlung wichtig, dass die Warze durch Abtragen der Hornhautschicht auf die Therapie vorbreitet wird. Dies gilt laut Abeck auch für die so genannte Kryotherapie, dem Vereisen von Warzen, bei dem die oberste Hautschicht mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius abgetötet wird. Diese wird abgestoßen, und die Warze wächst mit den nachwachsenden Hautschichten heraus.

Von allen Behandlungsarten ist die Wirksamkeit des Vereisens wissenschaftlich am ausführlichsten belegt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Kryotherapie sowie für das Verätzen von Warzen mit Säure. Gegen sehr hartnäckige Warzen werden zum Teil so genannte Zytostatika eingesetzt, lokal angewandte Medikamente, die das Zellwachstum hemmen und somit die Ausbreitung der Viren verhindern. Auch diese Medikamente werden von der Krankenkasse bezahlt, nicht aber neuere Hightech-Methoden wie die chirurgische Entfernung mit Laser oder die wIRA-Methode.

Auf dem Prinzip der Vereisung beruht auch ein im Handel erhältliches Produkt, mit dem Warzen selbst behandelt werden können. Schaumstoffapplikatoren werden dazu mit einem Flüssigkeitsgemisch auf minus 57 Grad Celsius gekühlt. Die Erfolgsquote dieser Selbsttherapie sei größer, wenn das Hornmaterial vor der Anwendung sorgfältig abgetragen wird, sagt Abeck. Nach Anweisung des Arztes kann dies auch zu Hause gemacht werden. Die oberste Schicht der Warze wird dabei während mehrerer Tage mit einem salicylsäurehaltigen Pflaster aufgeweicht und der Hornpanzer danach mit einem Skalpell vorsichtig abgetragen.

Und was halten die Dermatologen von Hausmitteln und Scheinbehandlungen? „Bei Kindern zwischen sechs und dreizehn Jahren wirken sie“, berichtet Abeck aus seiner Erfahrung. Doch der Erfolg sei abhängig vom Glauben der jungen Patienten an die Wirkung. Bei Vollmond eine Schnecke über die Warze kriechen zu lassen oder sie mit Spinnweben zu bepflastern könnte bei Kindern, den am häufigsten von Warzen betroffenen Patienten, also durchaus einmal von Erfolg gekrönt sein.

ddp/wissenschaft.de – Fabio Bergamin
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